Frontpage | Corona Lage: Infos, Service, Politik | Inzidenz sinkt am Freitag zum dritten Mal hintereinander um den bisher stärksten Prozentwert seit dem Beginn der Omikron-Welle, drei Bundesländer unter 1000, wie beurteilen Sie Karl Lauterbach?, höchste 7-Tage-Tendenz bei den Todesfällen seit Januar 2022.
Freitag, 08.04.2022 (hier zu 83/22 vom Vortag)
Von gestern auf heute sank die Inzidenz um nicht weniger als 70 Punkte und von 1.251 auf 1.181, das ist ein Minus von mehr als 5,5 Prozent und der höchste Wert, den wir seit dem Einsetzen der Omikronwelle(n), also im Jahr 2022, gemessen haben.
- Auch die Neuinfektionszahlen sinken nun sehr schnell, von 250.530 mit Meldung am Freitag der Vorwoche auf jetzt 175.263. Das ist durchaus überraschend, zumal gerade kein wärmeres Wetter zu Hilfe kommt. Vielleicht spielt die hohe Schutz- und Durchseuchungsquote eine wichtige Rolle, die in anderen Ländern schon seit Längerem zum Absinken der Infektionszahlen führen. Damit das nicht vergessen wird: Im Weltvergleich trug Deutschland gestern wieder zu mehr als 15 Prozent zum Infektionsgeschehen bei.
- Ebenfalls nicht vergessen dürfen wir, dass die Todesfallzahlen nicht sinken, sondern sogar weiter leicht ansteigen. Der 7-Tage-Trend liegt jetzt bei 241, das ist der höchste seit dem 10. Januar 2022, als noch die viel mehr schwere Fälle verusachende Delta-Variante das Bild bei den Todesfallzahlen beherrschte.
- Deswegen werden wir weiter in geschlossenen öffentlichen Räumen Maske tragen. Gestern im LEH: Alle haben mitgemacht und ihren MNS verwendet. Danke! Heute in unseren kleinen Kiezpostladen: ca. 50 Prozent Ignoranten, keine Maske, kein Abstand. Aber die Kohorte war recht klein, sodass das Ergebnis der Analyse hoffentlich nicht repräsentativ ist. Solange unsere Corona-App grün bleibt, werden wir diese Übergriffe auf die Gesundheit anderer auf kleinem Raum so schnell wie möglich vergessen.
- Wir verstehen, dass die Berliner Zahlen zu einem Mangel an Vorsicht reizen. Mit 752 liegt die Inzidenz hier bundesweit am niedrigsten, es folgen Brandenburg mit 832 und Hamburg mit 987. Trotzdem sind das keine „niedrigen Werte“. Wenn wir unter Omikron-Bedingungen unter 100 sind, dann kann man von einer entspannten Lage sprechen.
- Und was halten Sie von Karl Lauterbach, speziell in seiner Funktion als Krisenmanager? Gestern war die gescheiterte Impfpflicht der Aufreger im Bundestag, eine Niederlage auch für ihn, zweite Tage zuvor hatte seine nächtliche Twitter-Quarantäne-Umregelunge, die ein wenig wie ein aufgezeichneter innerer Monolog klang, für Aufregung gesorgt. Deswegen konnte eine Civey-Umfrage nicht ausbleiben:
Wie zufrieden sind Sie derzeit mit dem Corona-Krisenmanagement des Gesundheitsministers Karl Lauterbach? Stimmen Sie ab, wenn Sie mögen oder lesen Sie zunächst den Civey-Begleittext:
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) steht derzeit aufgrund der Kommunikation und Entscheidungen in der Coronapolitik in der Kritik. Nachdem er am Montag das Ende der verpflichtenden Quarantäne ab Mai verkündete, zog er es am Folgetag bereits zurück. Die freiwillige Quarantäne wurde in der Wissenschaft und Opposition sowie von Sozialverbänden mit Blick auf Risikogruppen stark kritisiert.
Die sofortige Rücknahme der Regel sorgte ebenso für Verwirrung. NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) nannte das „Hin und Her“ bei der Bild ein kommunikatives „Desaster”. Zudem wächst der Unmut in der Bevölkerung, die laut Tagesspiegel den Eindruck habe, dass Entscheidungen nun mehr aus politischen und weniger wissenschaftlichen Gründen gefällt werden. Ähnliche Vorwürfe gab es bereits beim Genesenenstatus und den PCR-Tests.
Lauterbach räumte Fehler ein und übernahm öffentlich Verantwortung für das Kommunikationschaos. Einen Rücktritt schloss er auf Nachfrage aus. „Wenn man sieht, dass die Vorschläge nicht wirklich funktionieren, muss man sie zurücknehmen“, sagte er am Mittwoch auf einer Pressekonferenz. Der „Grundgedanke“ der ursprünglichen Quarantäne-Neuregelung sei gewesen, die Gesundheitsämter zu entlasten.
18 Prozent derer, die bisher abgestimmt haben, sind weniger zufrieden (wie auch wir) und ganz 44 Prozent komplett unzufrieden mit Karl, dem Manager – darunter sicher auch Menschen, die mit Karl, dem Mahner, keine Probleme hatten. Seien wir ehrlich: Das war zu erwarten, zumal dieses Thema viele ideologische Komponenten hat und einige nur auf solche Fehler gewartet haben, wie sie jetzt passieren. Wie sehr Lauterbachs Handeln die Zustimmung zur SPD oder gar zur Ampelkoalition negativ beeinflusst, ist schwer zu ermitteln, denn die Augen der Bevölkerung sind derzeit mehr auf den Krieg in der Ukraine gerichtet. Wie auch immer, hier noch einmal die Umfrage – wenn Sie Lauterbach-Fan sind, können Sie zu diesem frühen Zeitpunkt der Abstimmung das Ergebnis stärker beeinflussen bzw. zu seinen Gunsten verändern als in ein paar Tagen:
Auf Twitter ist der Streit zwischen Imgegnern und Impfbefüwortern nun wieder voll entbrannt. Unter dem Hashtag #Ichhabemitgemacht werden prominente Impfpflichtbefürworter gerade vom freidrehenden Mob auf „schwarze Listen“ gesetzt. Sicher waren manche Ansagen an die Impfgegner krass, das wird jetzt alles zusammengetragen und es wird „daran erinnert, und es darf niemals vergessen werden“. Einige der Nutzer:innen gefallen sich einmal mehr darin, eine Terminologie zu verwenden, wie für die Thematisierung der Shoah und weiterer Verbrechen der Nazis üblich und nur dafür angemessen ist.
TH
Donnerstag, 07.04.2022 (hier zu 82/22 vom Vortag)
Unser Ziel war es, bei Rückgang der Neuinfektionen in Deutschland die Abstände zwischen unseren Reporten zu erhöhen. Ausnahme: Es an einem Tag besonders interessante Daten oder ebensole politische Bewegungen. Beides ist heute der Fall.
Die Impfpflicht ab 18 war schon vor Tagen vom Tisch. Ein Modell, nach dem Menschen ab dem Alter von 60 Jahren geimpft werden sollten, scheiterte heute ebenfalls – dieses Mal recht überraschend – im Bundestag. Den Vorschlag für eine Pflicht zunächst ab 60 Jahren lehnten am Donnerstag 378 Abgeordnete ab, dafür votierten 296 Abgeordnete und neun enthielten sich. (Q)
Wenn wir richtig gerechnet haben, sind es nicht nur einige Konsort:innen aus der FDP vom Schlage eines Kubicki gewesen, die dagegen gestimmt haben, es müssen auch Abgeordnete der Grünen und / oder der SPD dieses Modell abgeelehnt haben. Möglicherweise sind sogar welche darunter, denen die Impfpflicht ab 60 nicht ausgereicht hätte. Dadurch wird es nun gar keine Regelung geben. Für die Abstimmung war der Fraktionszwang aufgehoben worden, Abgeordnete konnten sich frei entscheiden, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. Die Konsequenzen werden jetzt die Bevölkerung treffen. Wir haben die Impfpflicht immer als eine Möglichkeit angesehen, bei Verschärfung der Lage einzugreifen, nicht, dass sie automatisch zu einem bestimmten Zeitpunkt in Kraft tritt, unabhängig davon, wie dann die Lage sich darstellt.
Die Krankenhausgesellschaft (DKG) spricht von einem Scherbenhaufen, die Mitarbeitenden in diesem Bereich müssen sich ohnehin seit Mitte März impfen lassen, das bleibt nun also eine Exklusivregelung, die man vertreten kann, die aber sicher keine Optimallösung darstellt. Natürlich gibt es wieder einen Tweet von Karl Lauterbach zum Impfpflicht-Desaster. Wir meinen: Kanzler Scholz hat nicht genung geführt und vermittelt und Lauterbach zu schwurbelig kommuniziert (und gehandelt), beide Ab-18-Befürworter sind nicht ganz unschuldig daran, wie es jetzt gelaufen ist. Man kann vielleicht als Gegenargument bei Scholz anführen, dass er mit dem Ukrainekrieg derzeit voll ausgelastet ist. Das ist sogar ein Argument, das wir gelten lassen würden. Also bliebe das heutige Ergebnis vor allem eine Niederlage von Karl Lauterbach. Normalerweise wäre derlei schnell vergessen. Das wird es aber nicht sein, wenn im Herbst tatsächlich eine neue Welle entsteht.
Eine neue Omikron-Variante namens ZE.3 steht bereits in den Startlöchern und wartet darauf, sich verbreiten zu dürfen. Auch bei uns verbreiten zu dürfen, genauer geschrieben. In Großbritannien (wieso immer Großbritannien, wenn es um den Start einer Welle in Europa geht?) ist sie bereits wirksam. Britische Gesundheitsbehörden entdecken mehrere hundert Fälle einer neuen Corona Variante. Omikron XE ist ein genetischer Mix aus BA.1 und BA.2. Ob XE einen Verbreitungsvorteil hat, ist noch offen. (Q) Das ist die neueste Quelle zum Zeitpunkt unserer Publikation, die wir zu diesem Thema gesehen haben. In ihr wird auch erwähnt, dass es weitere neue Varianten (in diesem Fall „Rekombinationen“ genannt) gegeben hat, die es aber bisher nicht auf nennenswerte Fallzahlen gebracht haben.
So viele auf Corona bezogen Hashtags auf Twitter wie heute gab es lange nicht mehr: #LauterbachRuecktritt ist natürlich wieder dabei, #Bundestag, passenderweise. Aber auch #Neuwahlen und #Vertrauensfrage. Wir raten dazu, denn filzigen Teppich der Vernunft nicht ganz zu verlassen. Wir sind keine Ampel-Fans, aber von den Entscheidungen einer CDU-geführten Regierung möchten wir in der aktuellen Lage nicht abhängig sein.
Heute etwas später, aber zuverlässig zu den Grunddaten:
- Die Inzidenz ist von 1322,2 auf 1251 zurückgegangen, das ist ein Minus von fast 5,4 Prozent, noch einmal etwas mehr als gestern und damit das stärkste seit dem Beginn der Omikron-Welle.
- Außerdem kam es zum stärksten Rückgang der Neuinfektionszahlen seit dem Beginn der Corona-Welle im Wochenvergleich: 201.729 bis heute früh gemeldeten Infektionen stehen 274.901 vor einer Woche gegenüber, das ist ein Minus von mehr als 73.000.
- Wir haben bereits häufiger geschrieben, dass wir solche Zahlen, solche starken Rückgaänge brauchen, um im Sommer einigermaßen entspannt in dieser Welt unterwegs sein zu dürfen. Diesen starken Abwärtstrend gab es nach dem Peak der Welle 5, wie wir den Gipfel während der Zeit, in der Omikron BA.1 vorherrschte, nicht, weil BA.2 auf dem Fuß folgte und für neue Rekordzahlen sorgte. Wir haben auch den Peak der „Welle 6“ jetzt in der Inzidenzgrafik gekennzeichnet. Man kann natürlich auch das Omikron-Geschehen als eine Welle 5 mit zwei Kämmen zusammenfassen, das ist nach unserer Ansicht Geschmacksache.
- Der durchschnittliche Inzidenzrückgang in Deutschland hat jetzt ca. 4 Prozent im 7-Tage-Trend erreicht und steigt weiter an.
- Auch der R-Wert liegt bei 0,83 auf einem Niveau, das Entspannung signalisiert. Vor ein paar Tagen wurde er bereits mit 0,76 angezeigt, aber, wie erwartet, nachträglich etwas nach oben korrigiert.
Wegen der notwendigen Informationen zur aktuellen Politik verzichten wir heute auf den Vergleich der deutschen mit den globalen Werten und belassen es bei der Feststellung, dass auch weltweit die Zahlen weiter sinken (für gestern wurden 1,201 Millionen neue Fälle gemeldet), der 7-Tage-Durchschnitt bewegt sich von oben deutlich auf die 1-Million-pro-Tag-Grenze zu.
TH
Mittwoch, 06.04.2022 (hier zu 81/22 vom Vortag)
Die Beschäftigten in den Krankenhäusern sind nahezu komplett geimpft. Das ist die gute Nachricht, mit der wir den heutigen Report starten:

Wenn Sie also ins Krankenhaus müssen, wegen Corona oder was immer, können Sie fast sicher sein, dass Sie von Menschen mit Verantwortungsbewusstsein behandelt werden. Nicht, dass wir das bei diesen Berufen nicht ohnehin annehmen würden, aber Sie erinnern sich gewiss an die Diskussion, dass in der Pflege unzählige Menschen „wegbrechen“, wenn sie sich impfen lassen müssen. Zumindest diejenigen, die noch da sind, zeigen, dass sie verstanden haben. Die fehlenden Prozente zu 100 könnten teilweise sogar dadurch zustande gekommen sein, dass es auch unter diesen Beschäftigen Menschen gibt, die Unverträglichkeiten aufweisen und eshalb nicht geimpft sind. Nun zu den üblichen Tageszahlen.
Hier der Begleittext zur Statista-Grafik:
eit dem 16. März gilt in deutschen Krankenhäusern eine einrichtungsbezogene Impfpflicht, um vulnerable Bevölkerungsgruppen effektiver vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu schützen und die Ausfallquote in systemrelevanten Tätigkeiten zu minimieren. Laut einer Blitzumfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) lag die mittlere Impfquote aller Beschäftigten eine Woche nach der Einführung bei 94 Prozent. Wie unsere Grafik zeigt, fällt nur ein Bereich ein Stück weit aus der Reihe.
Während Angestellte im ärztlichen Dienst und in der Intensivpflege mittlere Impfquoten von 97 respektive 96 Prozent ausweisen, sind lediglich 93 Prozent aller Pfleger:innen in den befragten Krankenhäusern vollständig geimpft oder genesen. Im Gesamtbild stellt dies trotzdem eine Verbesserung seit Januar 2022 dar. Zu Beginn dieses Jahres waren nur 87 Prozent der Intensivpfleger:innen und 89 Prozent aller in Krankenhäusern tätigen Ärzt:innen mindestens doppelt geimpft oder hatten eine Coronavirusinfektion überstanden. Die mittlere Impfquote im Pflegedienst war seit Januar gleich geblieben.
Trotz der hohen Impfquoten in deutschen Krankenhäusern spricht sich der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Dr. Gerald Gaß, weiterhin für eine allgemeine Impfpflicht aus, um die kommende Herbstwelle abzumildern. „Nur, wenn sich deutlich mehr Menschen impfen lassen und so Klinikaufenthalte mit hoher Wahrscheinlichkeit vermeiden, ist die uneingeschränkte Patientenversorgung in den Krankenhäusern auch bei einem Wiederanstieg der Infektionen im Herbst gewährleistet“, so Gaß in einer Pressemitteilung der DKG. Laut DKI-Umfrage erwarten 53 Prozent der befragten Krankenhäuser Einschränkungen bei der Patient:innenversorgung aufgrund von Freistellungen ungeimpfter Mitarbeiter:innen, ein Wert, der sich frühestens mit dem Fallen der Isolationspflicht am 1. Mai und spätestens in den Herbstmonaten je nach Infektionsgeschehen noch erhöhen könnte.
- Die Inzidenz geht von 1394 auf 1322,2 zurück, das ist ein Minus von mehr als 5 Prozent und der höchste Wert seit dem Beginn der Omikron-Welle.
- Trotzdem weist Deutschland in Europa den dritthöchsten Wert auf und liegt vor allen anderen großen Staaten, Frankeich hat jetzt wieder eine leicht höhere Inzidenz.
- Die Zahl der Neuinfektionen ging im Wochenvergleich von 268.477 auf 214.985 zurück, das ist ein Minus von 43.500.
- Weltweit lagen die Neuinfektionen gestern bei 1,241 Millionen, die 7-Tage-Tendenz zeigt mit – 19 Prozent eine weitere Erholung von Corona an.
- In Deutschland betrug der Rückgang 20 Prozent, allerdings auf sehr hohem Niveau und trug in der abgelaufenen Woche 14,7 Prozent zum weltweiten Infektionsgeschehen bei. Das ist der höchste Wert, den wir bisher errechnet haben (vermutlich lag er in den letzten Tagen ähnlich hoch oder noch leicht höher, wir ziehen diese Vergleichszahl nur ab und zu, kamen dabei aber bisher nie über 14 Prozent hinaus).
- Karl Lauterbach, über den wir uns gestern bereits Gedanken gemacht haben, räumt einen Fehler ein und korrigiert die Quarantäneregelungen doch wieder in Richtung verbindlich, siehe den nebenstehenden Tweet von ihm. Der Gesundheitsminister als lernendes System oder Politik by Trial and Error and Reset? Und was drückt es aus, wenn Lauterbach mit seinem Twitter-Account noch als Professor aufrritt und ein uraltes Bild mit Fliege und Halbhippie-Haarschnitt zeigt. Wir meinen, er muss endlich in seiner Ministerfunktion ankommen. Das wird vor allem wichtig werden, wenn Corona sich im Herbst mit neuen Varianten zeigen und verschärfen sollte. Dann darf er sich nicht weiterhin von der erwähnten FDP am Nasenring durch die Manege ziehen lassen.
TH
Dienstag, 05.04.2022 (hier zu 80/22 vom Vortag)
Erfreulicherweise ist auch die 7-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen von gestern auf heute wieder gesunken: Von 1.457,4 auf 1.424,6 auf 1.394,0, das ist ein Rückgang um 2,15 Prozent nach 2,28 Prozent von vorgestern auf gestern.
Der hohe Rückgang von fast fünf Prozent am Sonntag ist vorerst Geschichte und insgesamt gibt es gute und schlechte Meldungen. Wir dürfen die guten nicht ignorieren, aber wir müssen auch daran erinnern, wo wir wirklich stehen, deshalb haben wir den heutigen Report in Form einer Positiv-Negativ-Liste verfasst. Zunächst die Inzidengrafik:
- Positiv: Die Inzidens sinkt weiter mit eine Rate von über 2 Prozent und deutlicher, als das in der letzten Phase mit sinkenden Werten zwischen Mitte Februar und Anfang März der Fall war.
Negativ: Die blaue Linie der 7-Tage-Tendenz der Veränderung wurde gestern nach oben deutlicher durchbrochen als am Vortag. Wenn man es so ausdrücken will, eine Stagnation des Rückgangs. Die Inzidenz liegt immer noch höher als während des Zwischenrückgangs Anfang März. - Positiv: Die Zahl der Neuinfektionen ist gestern von 237.000 am Montag der Vorwoche auf 180.397 zurückgegangen, ein deutliches Minus von ca. 57.000 Fällen.
- Negativ: Das ist immer noch zu viele, um einfach die Masken fallenzulassen und deutlich mehr als während der letzten Abschwungphase Anfang März mit Werten von 122.000 und 157.000, die an Dienstagen gemeldet wurden.
- Positiv: Die Inzidenz in Berlin ist gestern nach Tagen der Quasi-Stagnation wieder deutlich gefallen, von 876 auf 817.
- Negativ: Mit dem Saarland gibt es immer noch ein Bundesland, das eine Inzidenz von mehr als 2.000 aufweist. Wir haben etwas genauer hingeschaut. Es ist ein bestimmter Landkreis im Osten des Saarlandes, der mit einem astronomischen Wert von (gestern) 4.400 für diese negative Spitzenposition sorgt, der „Saar-Pfalz-Kreis“.
- Nur negativ: Die Todesfallzahl, die gestern gemeldet wurde, beträgt 316. Das sind mehr als am gleichen Tag der Vorwoche (301) und die Tages-Durchschnittszahl steigt weiter leicht an, auf jetzt 233 pro Tag. Zur Erinnerung: Wenn diese Zahlen sich nicht verbessern, angenommen ein Durchschnittswert von 200 pro Tag, werden wir im Jahr 2022 über 70.000 Todesfälle an / mit Corona in Deutschland haben.
- Positiv: Die weltweiten Infektionszahlen sinken jetzt wieder deutlich. Gestern wurden „nur“ noch 735.000 neue Fälle gemeldet, der Wochendurchschnitt sinkt auf weniger als 1,2 Millionen, den niedrigsten Wert seit Beginn der Omikronwelle.
- Negativ: Der deutsche Anteil an dieser Zahl beträgt nicht weniger als 24,5 Prozent. Daran sieht man, wo wir wirklich stehen, im Vergleich mit anderen Ländern: sehr schlecht. Kein Grund zum Feiern.
- Neutral: Im Wochenvergleich sank die weltweite Zahl der Neuinfektionen um 18 Prozent, in Deutschland exakt um den gleichen Wert.
- Niedlich: Karl Lauterbach hat verkündet, dass er seinen neuen Beruf als Bundesgesundheitsminister recht uneasy findet. „Zeitlich, aber auch was die Komplexität der Anforderungen angeht. Ich arbeite von morgens früh bis spät in die Nacht hinein, und dennoch würde ich mir wünschen, dass der Tag mehr Stunden hat. Es ist eine Belastung, wie ich sie mir in dem Umfang nicht vorgestellt habe.“ Wir meinen, er dürfte gerne auch die mentale Belastung erwähnen, die es erfordert, vom Mahner zum Manager zu werden. Man gewöhnt sich als Bürger:in daran, dass man es mit ihm zu tun hat, und da kommt doch zum Vorschein, dass er mit all seinen Übertreibungen und seiner Nerdigkeit authentischer wirkt als die alerten Beschwichtiger, die so tun, als sei Corona schon quasi eine Grippe, bei denen aber der Populismus und das funktionalistische Denken, auch in Bezug auf Menschenleben, allzu deutlich werden. Was wir im Zuge des Bekenntnisses erfahren haben: Karl spielt mit Günter Wallraff Tischtennis. Ein guter Sport für Menschen, die sowohl mental als auch körperlich fix sein wollen und, wie z. B. eine Person mit großer politischer Verantwortung, in jeder Hinsicht so fit wie möglich sein sollten. (Q)
- Schwer zu bewerten: Eine Impfpflicht ab 18 wird nicht kommen. Ob Kanzler Scholz, der das wollte, sich „verzockt hat“, wie die Zeit heute Morgen schreibt, ist Ansichtssache. Man geht mit einer Position in die Verhandlungen, die man nicht immer durchsetzen kann, das weiß Scholz recht gut. Ein „Sieg der Vernunft“, wie heute auf Twitter trendet, ist die Absage an die Impfpflicht mit 18 für uns nicht so eindeutig: Es kommt darauf an, was man mit der Möglichkeit, sie bei Bedarf in Kraft treten zu lassen, mehr an Optionen gehabt hätte, wenn sich Corona weiterentwickelt.
TH
Montag, 04.04.2022 (hier zu 79/22 vom Vortag)
Erfreulicherweise ist auch die 7-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen von gestern auf heute wieder gesunken: Von 1.457,4 auf 1.424,6. Das ist ein Rückgang von ca. 2,3 Prozent gegenüber einem Rückgang von beinahe 5 Prozent von vorgestern auf gestern. Da #EDEKA heute trendet, haben wir am Ende etwas dazu beigefügt.
Da die an Wochenenden gemeldeten Neuinfektionszahlen traditionell viel niedriger liegen, inklusive der Meldungen von Sonntag auf Montag, als dies im Wochendurchschnitt der Fall ist, wirken sich die heutigen Zahlen auch weniger auf die Inzidenz aus. Anders beschrieben: Wir haben heute keinen so starken Rückgang wie gestern erwartet. Es ist alles in der Reihe, derzeit jedenfalls und immer noch auf einem viel zu hohen Niveau, nur knapp unter dem Peak der 5. Welle Mitte Februar:
Bezüglich unseres gestrigen Reports müssen wir eine Korrektur wegen falscher Datenauswertung melden: Die Neuinfektionszahlen stiegen gestern im Vergleich zur Vorwoche nicht, sondern sanken um fast 40.000. Wir haben schlicht mit dem falschen Tag verglichen, vermutlich, weil wir einen relativ so starken Rückgang von ca. 111.000 auf 74.000 nicht erwartet hatten. Da wir gestern auch die Neuinfektionen-Grafik hier nicht gezeigt haben, fiel uns das nicht sofort auf. Im Grunde kann ein Anstieg der Infektionen in Relation zum gleichen Tag der Vorwoche nicht mit einem deutlichen Rückgang der Inzidenz einhergehen. Heute ist die Linie der letzten Tage weiterhin intakt: Es wurden 41.129 Neuinfektionen bundesweit gemeldet, am Montag vor einer Woche waren es die 67.501, mit denen wir im Report 79/22 fälschlicherweise die 74.000 von gestern verglichen hatten.
Vor allem prozentual ist das, was wir im Moment sehen, ein sehr beachtliches Abklingen der Infektionstätigkeit, deswegen haben wir uns nach längerer Zeit mal wieder den R-Wert angeschaut. Ihn haben wir zuletzt nicht berücksichtigt, weil er zu viele Nachkorrekturen erfahren hat, um bei der ersten Meldung für einen bestimmten Tag in dieser kippeligen Lage (geht es weiter hoch mit den Infektionszahlen oder kommt endlich die nachhaltige Wende zum Besseren?) aussagekräftig genug zu sein. Heute liegt der R-Wert vorläufig bei 0,76. Das ist der geringste Wert seit dem Einsetzen der Omikron-Welle und eines können wir versichern: Er wird in den kommenden Tagen nicht über den kritischen Wert von 1,0 hinaus angehoben werden. Das heißt, auch der R-Wert belegt ein deutliches „es geht voran“, das wir in der Überschrift ganz ironiefrei angekündigt haben.
Berlin ist allerdings weiterhin das einzige Bundesland mit dreistelliger Inzidenz (heute 876 gegenüber gestern 879, da geht es nicht mehr so stark voran) und das hat auch für uns Konsequenzen. Wir werden heute wieder für einen Tag mehr als bisher ins Büro zurückkehren werden und daher kommt der Corona-Report erst am Nachmittag. Wir beenden ihn aber zügig mit diesem Hinweis:
Ohne Maske einkaufen – was vor Kurzem noch undenkbar war, ist nun in vielen Bereichen erlaubt. Angesichts hoher Corona-Infektionszahlen bleibt dies umstritten. Was gilt nun? Und sind die Regeln überall gleich? Ein Überblick. Rund zwei Jahre war das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes im Supermarkt und anderen öffentlichen Innenräumen wie Restaurants, Kinos, Museen und Schulen Maske Pflicht, um die Corona-Ausbreitung zu bremsen. Zunächst reichten Stoffmasken, später wurden die Vorgaben strenger und medizinische Masken wie FFP2 zum Standard. (ARD-Tagesschau).
Warum es sinnvoll ist, weiterhin Maske zu tragen, wird dort erläutert und da wir gerade vom Einkaufen gekommen sind, schreiben wir von einem Gefühl, das uns ein bisschen versöhnt hat mit vielem, was uns während der Pandemie negativ aufgefallen ist: Nur eine einzige Person im Laden ohne Maske haben wir entdeckt. Danke, liebe Mitbürger:innen in unserem Kiez. Danke dafür, dass ihr Eigenverantwortung könnt, zumindest im Moment noch. Auch bei uns am Arbeitsplatz hat sich nichts verändert, die Firma hält an den relativ strengen Regeln fest, die seit dem letzten Jahr gelten. In dem Teil des Unternehmens, in dem unser Arbeitsplatz liegt, hat sich bis heute niemand angesteckt. Zumindest nicht so, dass es offensichtlich geworden wäre. Langsam fangen wir an, uns auf den Sommer zu freuen.
TH
Sonntag, 03.04.2022 (hier zu 78/22 vom Vortag)
Es bleibt interessant mit Corona und um Corona herum, daher servieren wir Ihnen auch heute das Neueste. Der signifikante Wert des Tages dürfte der Rückgang der 7-Tage-Inzidenz von gestern 1.531,5 auf heute 1.457,4 sein. Das ist ein Minus von knapp 5 Prozent. Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen liegt allerdings mit 74.053 um ca. 6.500 höher als am Sonntag vor einer Woche.
So wie am rechten Rand der Grafik müssen die Zahlen allerdings auch aussehen, damit wir irgendwann von den immer noch viel zu hohen Werten herunterkommen. Eine Verstärkung des Abwärtstrends ist notwendig, damit die Inzidenz auch in Punkten einigermaßen rasch sinkt. Von gestern auf heute waren es 74 Punkte, dieser Rückgang ist der stärkste im Jahr 2022.
Zugegeben, uns erstaunt dieser plötzlich sehr starke Abwärtsrrend. Wir haben ja nichts dagegen, wir sind nur verblüfft. Sollen wir mal etwas querdenken, nach unser eigenen Art? Die Zahlen werden jetzt schnell gedrückt, damit der erneute Anstieg drastischer wirkt, wenn sich die Auswirkungen der großen Freiheit zeigen. Sie müssen der These nicht folgen, denn wir sind selbst nicht davon überzeugt, dass wir richtig liegen. Wir haben gestern schon darauf hingewiesen, dass auch die schnell steigende Durchseuchung das Geschehen nun bremsen könnte. Die Automatik-Bremse, wenn man so will: hohe Infektionszahlen verursachen irgendwann sinkende Infektionszahlen. Dadurch wird es verhindert, dass wir wirklich Tageswerte von 400.000 bis 600.000 Neuinfektionen pro Tag sehen, wie Karl Lauterbach sie in seiner unnachahmlich katastrophisierenden Art vor etwa zwei Monaten prophezeit hatte. Wenn er schon solche Zahlen in den Raum stellt, dann muss er auch in der Lage sein, sich gegen Darwins Erben von der FDP durchzusetzen, wenn es um die Verlängerung von Maßnahmen geht, alles andere ist angesichts dieser Überzeugung des Gesundheitsministres eine bewusste Gefährdung der Bevölkerung. Die Mehrheit der Menschen hätte er hinter sich. Stimmen Sie mit ab!
Es kann natürlich sein, dass die schneller sinkende Inzidenz dieses Meinungsbild in den nächsten Tagen verändert wird, die Umfrage wurde vorgestern gestartet, normalerweise laufen diese Polls über 14 Tag (Ausnahme: „fortlaufende“ Befragungen im Sinne eines politischen Barometers, wie die „Sonntagsfrage“). Weitere Interpretationsmöglichkeit für das rasche Absinken: Lauterbach und das RKI haben sich verständigt, es mal gut sein zu lassen, damit der Gesundheitsminister, bekanntlich ein guter Freund des RKI-Chefs Lothar Wieler, aus der Schusslinie kommt. Sie sehen, unser Vertrauen in die Zahlen ist allenfalls mittelplusgut, zumal sich an der Tatsache der Untererfassung, die schon länger im Raum steht, nichts geändert haben dürfte. Trotzdem freuen wir uns irgendwie, dass Berlin mit 879 das „Schlusslicht“ bildet, nicht hingegen darüber, dass es immer noch das einzige Bundesland mit einer Inzidenz von unter 1.000 ist, das würden wir den anderen auch gönnen.
Wir haben uns gestern auch zur Impfpflicht geäußert (im Kurzreport 78/22), nun gibt es eine Spezialumfrage von Civey, die sich nur mit dem Vorschlag „Impfpflicht ab 50“ befasst, zu dem immer mehr Bundestagsabgeordnete tendieren sollen. Allerdings kommt die Logik erst mit der präzisen Frage:
So wird auch ein Schuh draus. Wenn möglich, dann ab 18, keine Altersdiskriminierung. So wollen es Olaf Scholz und Karl Lauterbach bisher, eingebracht hatte den Antrag der Grünen-Politiker Janosch Dahmen. Aber bitte mit an die dann aktuelle Virusvariante angepassten Impfstoffen. Bei der FDP scheint eine Mehrheit für die Impfpflicht ab 50 zu sein, aber es gibt auch noch den Sonderantrag von Herrn Kubicki gegen jede Impfpflicht, einen solchen Antrag hat auch die AfD eingebracht. Die Linke ist gespalten. Eine Gruppe um Sahra Wagenknecht wird sich gegen die Impfpflicht stellen, die Mehrheit der Fraktion wohl für eines der beiden Modelle ab 18 oder ab 50 stimmen. Wir nehmen auf Basis gegenwärtiger Erkenntnisse an, für dasjenige der beiden Modelle, von dem sich abzeichnet, dass am meisten Aussicht auf Erfolg im Parlament und von juristischer Seite hat.
FDP-Gesundheitspolitiker Andrew Ullmann sieht etwa ein Modell vor, bei dem es vorab eine Beratungspflicht gibt. Je nach Coronalage würde dann erst im Herbst entschieden werden, ob alle ab 50 Jahren geimpft sein müssen. Die Union plädierte für einen ähnliches, von der Infektionslage abhängiges Modell, forderte aber zudem auch ein Impfregister. (Aus dem Begleittext von Civey.)
Wir haben wir nun abgestimmt? Mit eindeutig ja, obwohl wir das umfassendere Modell bevorzugen und obwohl wir eine Einschränkung vorgenommen haben, unser persönliches Verhalten betreffend. Wir wollen ja nicht schuld daran sein, dass es aufgrund zu geringen Zuspruchs in der Bevölkerung zu gar nichts kommt, alles jedoch ist in der Demokratie selten umsetzbar. Schal schmeckt diese Tatsache vor allem dann, wenn eine Zehnprozent-Partei in der Regierung uns allen vorschreibt, was wir zu tun haben, nämlich hinzunehmen, dass es weiterhin viele Todesfälle geben wird. Die FDP ist eine richtige Verbotspartei, sie verbietet es uns, endlich wieder das Gefühl zu haben, es wird nicht unnötig gestorben. Die Älteren werden sich noch erinnern, das war schon so in der alten BRD mit ihrem Dreiparteiensystem, da hat auch der Schwanz sehr oft mit dem Hund gewackelt. Deswegen ist vieles heute auch so reparaturbedürftig und ist die Mentalität so unsolidarisch, in diesem Land.
TH
Samstag, 02.04.2022 (hier zu 77/22 vom Vortag)
Der Hauptgrund unseres heutigen Reports ist ein erfreulicher, den wir Ihnen genausowenig vorenthalten möchten wie negative Nachrichten (die gibt es leider nach wie vor).
- Die Inzidenz in Deutschland sinkt heute auf 1.531,5, das ist ein Rückgang um 3,46 Prozent gegenüber gestern. Das Bundesland mit der niedrigsten und das einzige mit einer nur noch dreistellligen Inzidenz ist Berlin (889). Nur das Saarland weist noch eine Inzidenz von mehr als 2.000 aus (2.220,3). Dies trotz der dort überdurchschnittlichen Impfquote. Nicht alle Bundesländer wollen die Konsequenzen des neuen Infektionsschutzgesetzes mittragen, das eine Aufhebung fast aller Maßnahmen vorsieht, so möchte zum Beispiel Hamburg seine relativ guten Werte bewahren, indem es sich zum Hotspot erklärt, Mecklenburg-Vorpommern seine hohen Werte auf die gleiche Weise senken. Der Unterschied: M-V ist tatsächlich immer noch ein Hochinzidenzland (heute 1.890,6).
- Das geänderte Infektionsschutzgesetz sieht nur noch wenige staatliche Vorgaben zum Maskentragen im Alltag vor. Bundesweit gilt das in ICE, Intercity und Flugzeugen. Die Länder können Maskenpflichten außerdem allgemein für Einrichtungen anordnen, in denen gefährdete Menschen wohnen oder sich aufhalten: Arztpraxen, Kliniken, Pflegeheime sowie Gemeinschaftseinrichtungen etwa für Asylbewerber. (…)
Auch ohne staatliche Vorgaben kann es weiterhin Regeln zu Masken – aber genauso zu Impfnachweisen – geben, nämlich per Hausrecht. Das können Unternehmen, Kneipen oder Geschäfte jetzt selbst für ihre Bereiche festlegen und durchsetzen. In Berlin hält zum Beispiel eine Reihe von Kultureinrichtungen an der Maskenpflicht fest – von den drei großen Opernhäusern über Theater bis zu den Staatlichen Museen. Viele Handelsketten verzichten dagegen vorerst darauf, appellieren aber an die Kunden, weiterhin freiwillig mit Maske zu kommen. (Q)
- Das geänderte Infektionsschutzgesetz sieht nur noch wenige staatliche Vorgaben zum Maskentragen im Alltag vor. Bundesweit gilt das in ICE, Intercity und Flugzeugen. Die Länder können Maskenpflichten außerdem allgemein für Einrichtungen anordnen, in denen gefährdete Menschen wohnen oder sich aufhalten: Arztpraxen, Kliniken, Pflegeheime sowie Gemeinschaftseinrichtungen etwa für Asylbewerber. (…)
Wissenschaftler raten dazu, weiterhin beim Einkauf usw. Maske zu tragen und wir schließen uns dem an: Tun Sie sich und anderen den Gefallen, die jüngsten Erfolge beim Rückgang der Neuinfektionen nicht aufs Spiel zusetzen, tragen Sie bitte weiter Ihren FFP2-MNS!
- Zwar hat sich die Prognose vom 26. März vorerst nicht bewahrheit, dass die Inzidenz weiter ansteigen wird, trotzdem sind aus den damals gemeldeten 20,1 Millionen Corona-Infektionen in Deutschland mittlerweile 21,5 Millionen geworden und viele Todesfälle betreffen ältere Menschen, die anfälliger hinsichtlich schwerer Ansteckungsfolgen sind (Q). Deshalb trifft der Tenor „Das neue Corona-Risiko“ unsere Einschätzungen und Ansichten ziemlich gut (Q). Darauf bezieht sich auch die Umfrage, die wir im Titel angesprochen haben und die wir an Sie weiterreichen möchten:
Trotz anhaltend hoher Corona-Neuinfektionen fallen die meisten Corona-Beschränkungen hierzulande spätestens am Sonntag weg. Mit dem neuen Infektionsschutzgesetz gilt dann nur noch ein Basisschutz. Dazu gehört etwa die Maskenpflicht in Pflegeeinrichtungen und im öffentlichen Nahverkehr. Der Deutsche Städtetag fordert laut Zeit aufgrund der hohen Inzidenzen eine baldige Korrektur des Gesetzes.
Mehrere Bundesländer wie Bayern oder Hessen haben ebenfalls beantragt, die bundesweiten Regelungen bis Mai zu verlängern. Der Antrag wurde jedoch am Montag auf der Gesundheitsministerkonferenz abgelehnt. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) argumentierte dem rbb zufolge, dass die geforderte Verlängerung der Maßnahmen rechtlich nicht mehr durchsetzbar sei. Zudem sei das Gesundheitssystem nicht gefährdet.
Lauterbach verweist auf die Möglichkeit, über die Ausrufung von Hotspots strengere Regeln zu verhängen, wenn die Lage kritischer wird. Einige Länder beklagen, dass dafür rechtssichere Kriterien fehlten. Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) vermisst laut rbb genaue Schwellenwerte, ab denen Regionen als Hotspots gelten. Die AfD lehnt weitere Maßnahmen ab und kündigte an, gegen die Hotspot-Regelung zu klagen.
Sie haben nun alles dazu gelesen, was denken Sie? Gegenwärtig sind fast 60 Prozent der Abstimmenden der Ansicht, die Maßnahmen sollten unbedingt oder doch eher verlängert werden. Aber, wie es in der oben verlinkten Quelle heißt: Lauterbach ist ein medizinisches Schwergewicht, aber ein politisches Leichtgewicht, die FDP dominiert in Sachen Corona die Haltung der Regierung und das kann (wie immer wenn man die Neoliberalen für die Gemeinschaft entscheiden lässt) fatale Folgen haben.
Die blaue 7-Tage-Linie der Veränderungsquote macht es deutlich: Noch nie seit Beginn der Omikron-Welle im Januar war ein so deutlicher Rückgang der Inzidenz zu sehen wie derzeit.
- Die Zahl der gestern gemeldeten Neuinfektionen in Deutschland liegt bei 196.456. Absolut betrachtet ist das immer noch eine gigantische Infektionszahl, relativ gesehen: Am Samstag der vorigen Woche wurden 252.026 neue Fälle gemeldet. Das bedeutet einen Rückgang von 55.570 Fällen und ist der stärkste in Relation zum gleichen Tag der Vorwoche seit dem Beginn der Omikron-Welle. Damit könnte sich die Abwärtsbewegung, die vor einigen Wochen schon einmal bestand und sich als trügerisch erwies, dieses Mal nachhaltig sein. Darauf weisen mehrere Kennziffern hin. Sicher ist das freilich nicht, uns erstaunt auch der aktuell starke Rückgang. Nach der letzten Beschleunigung dieser Art zog die Kurve Mitte März eben doch wieder nach oben. Es könnte allerdings einen ziemlich simplen Grund für die positive Tendenz geben: Die Zahl der Infzierten liegt mittlerweile bei über 25 Prozent der Bevölkerung und viele dieser Infektionen sind noch relativ „neu“, erbringen also einen hohen Schutz gegen nochmalige Infektion, sodass die hohen Zahlen der letzten Wochen das aktuelle Geschehen nun bremsen helfen. Angesichts der großen Freiheit Nr. 1, die jetzt eintritt, wäre dieser Effekt sogar der einzige Garant dafür, dass es weiterhin kontinuierlich abwärts geht mit den Neuinfektionen.
Wir haben die beiden relevanten Tage wieder mit Pfeilen gekennzeichnet, die den deutlichen Rückgang auf hohem Niveau hervorheben.
- Hingegen sieht es mit der Impfpflicht nicht so gut aus? (Q) Man kann sagen, sie wird gerade kurz und klein geredet. In der Tat gibt es Gesprächsbedarf und was uns am Text der verlinkten Quelle erstaunt hat: Kein Wort darüber, ob die Impfpflicht wenigstens an die Existenz eines Impfstoffs gekoppelt werden soll, der an die zum Zeitpunkt ihres Inkrafttretens vorherrschende Variante des Coronavirus angepasst ist. Wir halten das aber für einen der wichtigsten Aspekte, sogar für eine conditio sine qua non für die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht, gleich, ob sie dann ab 18 oder ab 50 Jahre gelten wird. Wir haben an anderer Stelle schon erklärt, dass wir uns nicht zum vierten Mal mit für die Ausgangsvarianten von Corona entwickelten Impfstoffen spritzen lassen werden, von denen sich Omikron schon ziemlich entfernt hat. Auch dazu freilich eine Ausnahme: Sollten die nächsten Mutationen sich wieder dem Ausgangspunkt annähern, sollten also die derzeit vorhandenen Impfstoffe wieder verstärkt wirksam sein, müsste eine neue Abwägung getroffen werden.
Das war ein für einen Kurzreport relativ langer Aktualisierungsbericht, aber heute ist Samstag und wir haben und wieder etwas mehr Zeit für den Check der Lage nehmen können – und fürs Nachdenken über ebenjene Lage.
TH
Freitag, 01.04.2022 (hier zu 76/22 vom Vortag)
Wir fassen uns auch heute wieder bei den Zahlen sehr kurz: Die 7-Tage-Inzidenz sinkt auf 1586,4, das ist der dritte Rückgang von mehr als 2 Prozent in Folge. Die Neuinfektionen liegen bei etwas über 250.000, das sind fast 40.000 weniger als am Freitag vor einer Woche.
Die für heute gemeldete Inzidenz ist die niedrigste seit dem 15.03. Leider nicht mithalten kann die Entwicklung bei den Todesfallzahlen: 304 sind zu viele, daran führt nach wie vor nichts vorbei, der Durchschnitt der letzten 7 Tage liegt jetzt bei ca. 230, das ist der höchste Schnitt seit der zweiten Januarwoche. Deswegen gilt unsere heutige Grafik auch dieser Zahl, wir haben eine weitere Linie beigefügt, die belegt, dass die 7-Tage-Tendenz so hoch liegt wie zuletzt fast vor drei Monaten, als in den Krankenhäusern noch gegen die Folgen der Delta-Welle gekämpft wurde.
Die vielen Neuinfektionen der letzten Wochen fordern ihren Tribut in Form vieler Todesfälle an / mit Corona. Deswegen stehen wir keineswegs neutral dazu, ob sinnvolle Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung verlängert werden oder nicht.
In unserem vor zwei Tagen geschriebenen Report haben wir uns zu Christian Drosten und Sandra Ciesek geäußert und ein tief empfundenes Dankeschön für zwei Jahre profunde Information ausgesprochen, wie wir sie uns auch von der Politik häufiger gewünscht hatten. Hämische Reaktion der üblichen Querdenkerloge: Wir hätten jetzt anstatt einer Demokratie eine Expertokratie. Da gehen wir nicht mit, wir waren froh für kontinuierliche, werthaltige Informationen wenigstens von einer Stelle.
Gestern hat Civey eine Umfrage zur Haltung Christian Drosten gegenüber erstellt, die, wie unsere Anmerkungen von vorgestern, der Tatsache folgen, dass die regelmäßigen Podcasts von Ciesek und Drosten beendet sind. „Eine Ära geht zu Ende“, titelte das RND dazu. Gemeint sei aber nicht die Pandemie, die wird uns auch nach Aussage von Christian Drosten noch etwas begleiten. Die jüngsten Rückgänge der Zahlen auf hohem Niveau sprechen keinesfalls gegen die These, dass wir noch einige schwierige Wochen zu überstehen haben werden. Wir sind schon richtig gespannt aufs Einkaufen ab nächste Woche: Dadurch, dass der Lebensmitteleinzelhandel schon angekündigt hat, die Maskenpflicht gemäß der politischen Vorgaben canceln zu wollen, wird nämlich eine weitere ethische Distinktion sichtbar werden. Wer wird wen mit verachtungsvollen Blicken bedenken? Die Maskenträger:innen, zu denen wir weiterhin zählen werden, die „Querpeople“ mit einem „e“ hinter dem „u“ – oder umgekehrt? Vermutlich werden wir beide Varianten sehen, denn so sind die Menschen. Nun aber zur Umfrage:
Haben Sie insgesamt eher eine positive oder negative Meinung vom Virologen Christian Drosten?
Dies schreibt Civey dazu:
Durch die Coronapandemie wurde Christian Drosten deutschlandweit bekannt. Der Chefvirologe der Berliner Charité informiert seither regelmäßig im Fernsehen, Radio oder über Social-Media-Kanäle über das Coronavirus. Seit Anfang des Jahres gehört er außerdem dem Corona-Expertenrat der neuen Bundesregierung an.
Drosten polarisierte von Anfang an aufgrund seiner eher zur Vorsicht mahnenden Haltung. Laut Tagesspiegel sprach sich Drosten gemeinhin für härtere Beschränkungen und Grundrechtseingriffe aus. Altkanzlerin Angela Merkel schätzte seine Meinung und konsultierte ihn regelmäßig für Beratungen. Im Gegensatz dazu kritisierte etwa FDP-Vize Wolfgang Kubicki Drostens vorgeschlagene Maßnahmen häufig als überzogen.
Nun kündigte der Virologe an, sich verstärkt der Forschung zu widmen. Auch deshalb wird er seinen Podcast „Das Coronavirus-Update“ vom NDR nach etwas mehr als zwei Jahren beenden. Drosten erklärte in einem Interview mit der Zeit, dass er als Wissenschaftler seinen Teil zur Aufklärung beigetragen hat, nun aber die Politik am Zug sei. Dennoch werde er die Menschen weiterhin durch Beiträge auf Twitter informieren.
Wir haben mit „sehr positiv“ votiert, das tun derzeit ca. 44 Prozent der Menschen, die sich an der Umfrage beteiligt haben. Weitere 19 Prozent sind überwiegend positiv gestimmt, was die Informationsarbeit des Virologen angeht. Eindeutig negativ tendieren 15,7 Prozent. Hier noch einmal die Umfrage:
Haben Sie insgesamt eher eine positive oder negative Meinung vom Virologen Christian Drosten?
TH
Donnerstag, 31.03.2022 (hier zu 75/22 vom Vortag)
Wir haben uns gedacht, auch an einem Tag, an dem die 7-Tage-Inzidenz in Deutschland weiter signifkant sinkt (von gestern 1663 auf aktuell 1625,1) und auch die Zahl der Neuinfektionen gegenüber dem Vergleichszeitraum der Vorwoche weiter zurückgeht, wollen wir Sie dennoch nicht ohne Kurzreport von uns lassen. Die Grafik des Tages kommt dieses Mal nicht von uns, sondern von Statista:
Diese Statista-Grafik ist unter einer Lizenz CC-BY-ND erstellt worden und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder.
Die Corona-Pandemie ist ohne Zweifel ein Rückschlag für die Bemühungen, den öffentlichen Nahverkehr zu stärken. Die einen sahen die Pandemie als Gelegenheit an, sich ohne ethische Bedenken wieder allein ins Auto zu setzen und durch die Stadt zur Arbeit zu kurven, denn die eigene Gesundheit im Sinne geringerer Ansteckungsgefahr ist ja schon auch wichtig. Die anderen hatten (mehr) Homeoffice. Leider ist ersteres Argument durchaus nicht einfach vom Tisch zu wischen. Wir haben uns immer wieder in unseren Reporten darüber geärgert, dass im ÖPNV während der Hochphasen der weitaus letaleren ersten Wellen keine Maßnahmen zur Entzerrung getroffen wurden: Kürzere Taktung, Begrenzung der Passagierzahl pro Wagen. Diese wiederum ist nicht einfach, weil z. B. in der Berlin der Wagenpark der Öffis ohnehin mit zu geringer Reserve ausgestattet ist und wer soll die Belegung kontrollieren? Damals war es dem Anschein nach schon nicht möglich, die Maskenpflicht zu überprüfen.
Vielleicht hilft jetzt das aus wirtschaftlichen Gründen von der Bundesregierung iniitierte Ticket „9 für 90“, die Menschen wieder in Busse und Bahnen zu bringen. Es soll wegen der allgemeinen Preissteierung und zwecks Energiesparen aufgelegt werden. Falls es wirklich kommt, die Berliner BVG hat schon Schnappatmung wegen der administrativen Umsetzung (siehe Textbild). Das Angebot würden wir auf jeden Fall nutzen. Weil wir kein Jahresabo haben, und das wiederum haben wir nicht, weil wir mehr mit dem Fahrrad unterwegs sind als bis 2020. Aber für 9 Euro pro Monat drei Monate lang Busse und Bahnen nutzen könnnen, das ist verführerisch und könnte für manchen der Einstieg sein, es überhaupt mal zu versuchen, anstatt mit der eigenen Blechkiste die Stadt zu verstopfen. Für die Städte selbst ist der Rückgang bei der ÖPNV-Nutzung ein Problem, denn die öffentlichen Verkehrsmittel müssen in der Regel subventioniert werden. Ein signifikanter Rückgang der zahlenden Nutzer:innen, der nicht durch Preiserhöhungen ausgeglichen werden kann, macht eine Neukalkulation erforderlich, die auch in die Haushalte der Kommunen eingreift.
Hier nun der Begleittext von Statista zur obigen Grafik:
Am gestrigen Donnerstag (gemeint ist der 24.03., Anm. DWB) gab die Bundesregierung Details zu ihrem geplanten Energieentlastungspaket bekannt, dass die weitreichenden Folgen der russischen Invasion der Ukraine für Verbraucher:innen abmildern soll. Beim heutigen Sondertreffen der Verkehrsminister:innen von Bund und Ländern soll vor allem das Neun-Euro-Ticket Thema sein, das innerhalb eines begrenzten Zeitraums von 90 Tagen die Nutzung von Nahverkehrsmitteln für neun Euro pro Monat möglich machen soll. Wie unsere Grafik zeigt, würden momentan rund die Hälfte der Deutschen davon profitieren.
So gaben 48 Prozent der im Rahmen des Statista Global Consumer Surveys Befragten an, innerhalb der vergangenen zwölf Monate Bus gefahren zu sein, während 49 Prozent lokale Bahnangebote genutzt hatten. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf individuelle Mobilität sind in diesen Ergebnissen zwar sichtbar, aber nicht so deutlich wie vielleicht anzunehmen. Auch vor der Pandemie nahmen nur rund 60 Prozent der Befragten Bahnangebote wie S-Bahnen, U-Bahnen oder Straßenbahnen in Anspruch, 57 Prozent der Umfrageteilnehmer:innen bedienten sich Bussen, um von A nach B zu kommen.
Die Stärkung des öffentlichen Personennahverkehrs wird von zuständigen Politiker:innen als wichtiger Baustein für die Mobilitätswende gesehen. Gerade hinsichtlich des Ausbaus des Verkehrsnetzes in ländlichen Gegenden, in welchen momentan der Besitz eines Autos oft die einzige Mobilitätsgarantie darstellt, besteht Aufholbedarf. Die Einführung des Neun-Euro-Tickets könnte die entsprechenden Unternehmen allerdings vor deutliche Probleme stellen. Der Hamburger Finanzsenator Andreas Dressel erklärte beispielsweise im Gespräch mit NDR 90,3, dass es sich bei der Einführung eines Übergangstarifs um einen „riesigen Aufwand“ handle, und die angezogenen Energiepreise alleine im Hamburger Nahverkehr für Mehrkosten in zweistelliger Millionenhöhe sorgen dürften.
Weitere Bestandteile des Entlastungspaket sind die Senkung der Energiesteuern auf Kraftstoffe und eine einmalige Energiepreispauschale in Höhe von 300 Euro, die über die Einkommenssteuer abgewickelt wird und versteuert werden soll.
Das besprochene Ticket ist nicht wegen Corona in der Diskussion, sondern wegen des Ukraine-Krieges, aber wir wollten heute auch wieder ein wenig Service anbieten und Grafik des Tages bezieht sich auf Corona. Wir haben selbst erst gestern von diesem „9 für 90“ erfahren und finden es eine der coolsten Ideen der Politik in den letzten Jahren. Warum nicht gleich „9 für 365 pro Jahr“ und dafür die Steuern auf fossile Kraftstoffe nicht senken?
TH
Mittwoch, 30.03.2022 (hier zu 74/22 vom Vortag)
Heute schreiben wir deshalb einen Corona-Report, weil es sehr unterschiedliche Eindrücke gibt, die wir Ihnen mitteilen möchten.
- Die 7-Tage-Inzidenz ist auf 1.663 gesunken, das ist der niedrigste Wert seit dem 17.03. und mit einem Minus von ca. 2,4 Prozent der stärkste Rückgang seit dem 02.03.2022. Die blaue 7-Tage-Trendlinie auf unserer Grafik ist damit weiterhin intakt, sie zeigte zuletzt eine rückäufige Inzidenzsteigerung im Wochendurchschnitt an. Sie ist jetzt auch unter Null gefallen, das heißt, wir haben im Durchschnitt der letzten 7 Tage erstmals seit dem 07.03. ein Minus zu vermerken. Wenn wir tatsächlich einen angenehmen Sommer haben wollen, muss diese Tendenz sich allerdings mit erhöhter Geschwindigkeit fortsetzen.
- Anders sieht es leider bei den Todesfallzahlen aus. Wir haben prognostiziert, dass die hohen Infektionszahlen der letzten dazu führen werden, dass mehr Menschen an Corona versterben, das war auch nicht so schwierig, denn der Parameter „Letalität“ hat sich zwischen den Corona-Varianten BA.1 und BA.2 unseres Wissens nicht wesentlich verändert, wohl aber sind während der BA.2-Welle die Infektionzahlen gegenüber der vorausgehenden Welle noch einmal angestiegen.
- Auch der Vergleich mit anderen Ländern macht das Problem deutlich: Deutschland hat in Europa die zweithöchste Inzidenz, nach wie vor, nur in Österreich liegt sie noch einmal um bemerkenserte knapp 1.000 Punkte höher.
- Es gibt ein weiteres Thema, an dem wir heute nicht vorbeigehen wollen. Gestern hatten Sandra Ciesek und Christian Drosten ihren letzten Podcast zum Coronavirus gemacht. Wir senden an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön für so viel Aufklärung und Begleitung durch eine schwierige Zeit und für den Mut, sich immer wieder den Attacken der besonders Bösartigen unter den Coronaleugnern, Querdenkern, Maßnahmegegnern, Impfgegnern usw. auszusetzen. Leider haben beide in ihrer letzten Videobotschaft auch vor weiter steigenden Infektionszahlen gewarnt, das freiwillige Tragen von Schutzmasken empfohlen und ein gewisses Unverständnis dafür geäußert, dass jetzt quasi alle Maßnahmen fallen sollen.
- Auch die höheren Todesfallzahlen, die Drosten für möglich erachtet, zeigen sich bereits heute.
- In der Tat, die Zahlen geben das, was nun politisch passiert, noch lange nicht her. Die Hoffnung auf eine „asiatische Höflichkeit“ als neuem, aus der Pandemie geborenen Wesenszug der Menschen in diesem Land finden wir sehr reizend. Einerseits: Wir glauben nicht, dass Christian Drosten Illusionen bezüglich der kulturellen Aufstellung des Deutsch sprechenden Mitteleuropäers pflegt. Dafür war er zwei Jahre lang zu dicht am Geschehen. Andererseits brauchen wir jene, die noch an das Gute glauben, damit sie weiter motiviert sind für ihre wichtige Forschungs- und Aufklärungsarbeit.
- Karl Lauterbach fordert nun die vierte Impfung für über 60-Jährige. WIr hatten auch dies leider kommen sehen. Wir gehören noch nicht zu dieser Gruppe, aber diesbezüglich gilt für uns weiterhin: die vierte Impfung nur mit einem an Omikron angepassten Impfstoff. Angeblich sind Moderna und Biontech diesbezügilch recht weit vorangeschritten. Risiko und Schutzwirkung müssen einander jedenfalls in einem vernünftigen Verhältnis gegenüberstehen.
TH
Dienstag, 29.03.2022 (hier zu 73/22 vom Vortag)
Nun könnnte man sagen: Einen Grund gibt es immer, um einen Corona-Report zu schreiben. Ein Inzidenzanstieg von etwas mehr als drei Punkten gegenüber gestern, unterhalb des erst vor wenigen Tagen erreichten Höchststands ist aber ein schwacher Grund. Gestern hatten wir eine positive Ausnahmenachricht für Sie, heute ist es leider umgekehrt. Zu den Daten:
- Die Inzidenz in Deutschland stieg von gestern auf heute leicht an (1.703,3 gegenüber 1.700,6; an den Vortagen: 1.728,8 / 1.758,4 der bisherige Höchststand). Wir sind also nur 55 Punkte vom Höchststand weg, bei ungünstiger Entwicklung kann dieser innerhalb von nur einem Tag übertroffen werden. Und wir haben eine ungünstige Entwicklung, die sich in der Inzidenz von heute noch kaum spiegelt:
- Die Zahl der Neuinfektionen, die heute in Deutschland gemeldet wurde, liegt bei 237.352. Das ist der höchste Wert, der jemals an einem Dienstag gemeldet wurde und gleicht die relativ gute Entwicklung von gestern wieder im negativen Sinne aus. Der bisher höchste Dienstags-Meldewert lag bei ca. 222.000 und wurde erst vor einer Wochen erzielt. Wir haben die relevanten Tage wieder mit Pfeilen gekennzeichnet:
- Damit steigt die Zahl der Neuinfektionen von gestern auf heute um 150 Prozent an (bzw. liegt heute um 250 Prozent höher als gestern), das ist der mit Abstand höchste Steigerungswert von einem Tag auf den anderen, den wir seit der Beginn der Omikron-Welle gesehen haben.
- Weil die weltweiten Zahlen weiterhin sinken, hält Deutschland selbst mit dem niedrigeren Wert an Neuinfektionen (214.000), den Worldometers für gestern ausweist, beinahe 21 Prozent der weltweiten Neuinfektionen. Auch dies ist der höchste Wert, den wir seit dem Beginn unserer tagesaktuellen Datenerfassung Ende Dezember 2021 sehen.
- Da kann es nicht ausbleiben, dass wir hierzulande auch die höchsten Neuinfektionszahlen weltweit haben, Deutschland lag diesbezüglich schon länger auf Platz 2 hinter Südkorea, wo sich die Lage aber, anders als in Deutschland, allmählich zu beruhigen scheint.
- Im Wochenvergleich (die letzten 7 Tage gegenüber den 7 Tagen zuvor) entfallen auf Deutschland 12,9 Prozent der weltweiten Neuinfektionen. Der Anstieg von gestern hat noch nicht zu einem Sprung bei dieser Zahl geführt, wir hatten auch schon Wert von bis zu 13,4 gesehen, aber angesichts eines Anteils Deutschlands von 1,05 Prozent an der Weltbevölkerung ist es untragbar, dass diese Disproportionalität nun seit Wochen anhält. Relativ gesehen noch krasser sieht es übrigens in Österreich aus, das als erstes Land in Europa eine allgemeine Impfplicht einführen wollte. Die Neuinfektionszahl der letzten 7 Tage übersteigt den Anteil des Landes an der Weltbevölkerung um mehr als das 20-fache.
- Die Todesfallzahlen in Deutschland sind in den abgelaufenen 7 Tagen gegenüber den vorausgehenden 7 Tagen um 21 Prozent angestiegen, weltweit hingegen um 20 Prozent gesunken. Wir sehen heute mit ca. 225 Fällen im Durchschnitt der letzten 7 Tage den höchsten Stand während der Omikron-Phase (Wellen 5 und 6).
- Es bleibt nicht aus, dass wir angesichts dieses Pandemiedesasters Fragen an die Politik stellen müssen. Dass in den Bundesländern viele Opportunisten, Populisten und Dilettanten (das -innen bitte hinzudenken) das Sagen haben, hat die Pandemie gut aufgedeckt, für diejenigen, die es vorher nicht wussten. Mehr beschäftigt uns deshalb, warum Karl Lauterbach sich nicht schärfer gegen diesen unübersehbar negativen, im Weltvergleich wirklich desaströsen Trend positioniert. Das müsste man doch von ihm erwarten, nach seinem bisherigen Gepräge zu urteilen.
- Stattdessen sehen wir, dass er sich quasi hinter Justizminister Buschmann (FDP) versteckt bzw. versucht, diesem den Zorn der Gerechten zuzuschieben und auch die Fragen von Menschen wie uns: Wieso „geht“ eine bundesweite Regelung plötzlich nicht mehr, die bisher ging, obwohl die Zahlen nicht besser, sondern schlechter werden, die Infektionsrate gestiegen ist, über die letzten Wochen hinweg betrachtet? Es gibt auch kein einziges Bundesland mit einer Inzidenz unter 1.000, das man also als „Nicht-Hotspot“ bezeichnen könnte. Am besten liegt noch Berlin mit 1.076, daran sieht man, wie schlecht es in den übrigen Ländern läuft, die Inzidenzwerte liegen bei bis zu mehr als 2.300. Innerhalb einer Woche stecken sich dort also mehr als zwei Prozent der Bevölkerung mit Corona an. Klar, wenn es noch ein Jährchen so weitergeht, hatten wir es alle und durften die Stärke unseres Immunsystems daran testen.
- Pech für diejenigen, die versterben oder Long Covid bekommen. Dass man den Klassisten-Darwinisten von der FDP das Justizministerium überlässt, ist eine Sache, die wir ohnehin furchtbar finden, aber Lauterbach könnte sich auch klar distanzieren und sagen, er wurde mehr oder weniger gezwungen, die Steuerungsmöglichkeiten aus der Hand zu geben und sie den Chaoten in den Ländern zu überlassen. Aber so ist das, Regieren ist schwieriger als negative Szenarien zu entwerfen, selbst wenn diese Szenarien dann tatsächlich eintreten und vor allem, wenn sie eintreten, weil man in Regierungsposition nicht so agiert, wie man es gemäß der eigenen Ankündigungen und (hoffentlich) Überzeugungen tun müsste.
- Fakt ist, in Deutschland wird real eine Durchseuchung zugelassen, obwohl die Impfquote für dieses Vorgehen zu niedrig ist (siehe dazu auch unseren gestrigen Report). Die Zahl der Neuinfektionen könnte sogar weiter ansteigen, wie die desillusionierenden heutigen Zahlen nahelegen. Was macht die Politik? Sie prokrastiniert, wie so häufig. Jetzt wird der Ukraine-Krieg als Grund dafür herangezogen, dass sonst nicht mehr viel geht, vorher wurde die Schuld für Stillstand auf anderen Gebieten auf Corona geschoben. Hoffentlich wird das Spiel nicht mit einem Atomkrieg auf den nächsten Level gehoben. In der Tat, dann wäre die Pandemie und wären die mit ihr verbundenen Schäden bei relativer Betrachtung nicht mehr ganz so dramatisch.
Es ist aber nicht so, dass die Menschen gar nicht mitkriegen, was läuft. Deswegen trenden auf Twitter heute zur Abwechslung auch wieder Corona-Hashtags: #Lauterbach #Impfquote #Eigenverantwortung.
TH
Montag, 28.03.2022 (hier zu 72/22 vom Vortag)
Bezüglich der deutschen Corona-Werte von heute waren wir nicht sicher: Schreiben wir wieder einen Kurzreport oder verlängern wir den Turnus bis zur nächsten Ausgabe nun wieder, weil die Inzidenz mittlerweile sinkt?
- Die Inzidenz geht den zweiten Tag hintereinander zurück (1700,6, gestern 1728,8, vorgestern 1758,4, der bisherige Höchststand):
- Der positive Trend bei der Veränderung der Inzidenzrate ist nach wie vor intakt, aber von Rasanz kann bei dieser Abwärtsbewegung keine Rede sein, wie schon vor etwa sechs Wochen, als wir dachten, wir hätten den Omikron-Höhepunkt möglicherweise hinter uns, bestärkt übrigens durch die offizielle Politik, die damals noch nicht auf dem Trip war, dass ein baldiger Wiederanstieg zu erwarten sei. Wenige Tage später hatten uns die anhaltend geringen Rückgänge beim Infektionsgeschehen irritiert und die daraus erwachsende Skepsis hat sich bestätigt, längst wurden neue Höchsetzahlen erreicht. Wir freuen uns also über die aktuelle Entwicklung, bleiben aber vorsichtig.
- Die Zahl der Neuinfektionen ist mit 67.501 die niedrigste seit dem 27.02., damals wurden an einem Montag etwas mehr als 62.000 Infektionen gemeldet. Vor allem der Rückgang gegenüber der Zahl von vor einer Woche (92.314) ist deutlich.
- Wir haben auch heute wieder die relevanten Zahlen mit einem gelben Pfeil gekennzeichnet, die wir oben vergleichend erwähnt haben.
- Dass wir den Report heute wieder für Sie aufsetzen, liegt aber nicht an den immer noch viel zu hohen inländischen Zahlen, sondern an einem sehr erfreulichen Tatbestand des globalen Corona-Geschehens: Erstmals seit dem 02.01. des Jahres wurde wieder eine Neuinfektionszahl von weniger als einer Million pro Tag gemeldet (0,94 Millionen, am 02.01. waren es 0,94 Millionen, damals wohl auch aufgrund von feiertagsbedingten Erfassungsrückständen:
- Man sieht aber auch: Der Rückgang von durchschnittlich drei Millionen Neuinfektionen pro Tag weltweit auf etwas ca. 1,5 Millionen erfolgte recht schnell, nach einem steilen Anstieg zuvor, der „Omikron-Welle“. Seitdem Anfang März ist es mühsam, weitere Verbesserungen zu erzielen.
- Dadurch, dass auch die deutschen Zahlen ausnahmsweise parallel zu den sinken, die aus der übrigen Welt gemeldet werden, war dieses gestrige Absinken unter die Millionengrenze möglich, wenn man so will. Wären die aktuell gemeldeten Zahlen von gestern in Deutschland so hoch gewesen wie vor einer Woche, hätte es nicht geklappt, mit unter einer Million Neuinfektionen weltweit.
- Auch die weltweiten Todesfallzahlen sinken weiter und lagen gestern „nur“ bei 2.376 (Deutschland = 20, aber die Montagsmeldungen sind nicht repräsentativ für das Wochengeschehen, das immer noch bei über 200 Toten an / mit Corona pro Tag liegt). Im Gegenteil: Während die 7-Tage-Zahl der weltweit an / mit Corona Verstorbenen um 19 Prozent zurückging, stieg sie in Deutschland um 15 Prozent. Die hohen Neuinfektionszahlen der letzten Wochen schlagen sich bei uns eben doch in erhöhten Todesfallzahlen nieder, auch wenn das einigen Teilnehmer:innen an der Meinungsbildung nicht ins Konzept passt.
- Wir haben deshalb heute auch nach der Hospitalisierung geschaut (hoch, aber nicht hochdramatisch) und nach der Belegung der Intensivbetten (alles im Griff soweit). Die Hospitalisierungsinzidenz von 7,39 ist beachtlich, aber nicht rekordverdächtig, die Intensiv-Inzidenz liegt weiterhin unter 3, während des Höhepunkts der zweiten Welle lag sie bei bis zu 7. Damals hatten sich weit weniger Menschen infiziert, als dies aktuell der Fall ist.
- Nachmelden wollen wir, dass vorgestern die Zahl von 20 Millionen Corona-Infektionen in Deutschland überschritten wurde und darauf hinweisen, dass diese offizielle Zahl als um 25 bis 30 Prozent zu niedrig sein dürfte. Dies bedeutet, dass etwa ein Viertel der Einwohner:innen dieses Landes mittlerweile infiziert sind. Wesentlich weniger übrigens als in einigen anderen europäischen Ländern, die eine konsequente Durchseuchungsstrategie fahren. Ob diese Strategie besser ist, haben wir kürzlich erörtert. Die Letalitätsraten sind etwa gleich wie hierzulande, auf die Gesamtbevölkerung gerechnet, aber wie sieht es mit Long Covid aus? Je mehr Infizierte, desto mehr, auch langfristige, Folgeschäden. Deswegen glauben wir, dass nur die Kombination mit einer sehr hohen Impfquote unter der Annahme, dass die Impfung sich auch dämpfend auf die Gefahr von Long Covid auswirkt, die Durchseuchungsstrategie als eine diskutable Alternative zum „Team Vorsicht“ erscheinen lässt. Diese sehr hohe Impfquote von über 80 Prozent der Bevölkerung mit Vollschutz, besser 85 Prozent, ist in Deutschland nicht zu erwarten, sie stagniert bei etwa 76 Prozent.
TH
Sonntag, 27.03.2022 (hier zu 71/22 vom Vortag)
Von gestern auf heute kam es zu einer deutlichen Abnahme des 7-Tage-Inzidenzwertes, er liegt aktuell bei 1723,8 (gestern 1758,4). Das ist der stärkste Rückgang seit dem 02.03., also seit dreieinhalb Wochen.
- Auch die Zahl der Neuinfektionen, die heute gemeldet wurden, liegt mit 111.224 deutlich niedriger als vor einer Woche (131.792), damit ist sogar die niedrigste Sonntagszahl seit dem 26.02. erreicht. Wir haben die beiden relevanten Tage zur besseren Kenntlichkeit mit Pfeilen markiert:
- Gestern hatten wir spekuliert, dass der Inzidenzhöchststand der 6. Welle erreicht sein könnte, heute sieht es auch so aus. Der Haken: Auch vor einer Woche gab es einen Rückgang, aber in den Tagen darauf stieg die Inzidenz wieder, und zwar auf neue Höchststände. Trotzdem ist eine deutliche Abflachung der Kurve oder ein sogenanntes Hochplateau zu erkennen, wie es auch die fünfte Welle gezeigt hat. Es sogar einen Widerhaken: Beim Rückgang der Inzidenz vor einer Woche lag die blaue 7-Tage-Linie noch deutlich über dem Nullpunkt, damit war der Rückgang als Ausreißer erkennbar. Die 7-Tage-Linie der Inzidenzsteigerung ist heute aber selbst auf den Nullpunkt gefallen (blaue Linie, Grafik „Inzidenz“).
- Die Überschreitung des Kamms der 5. Welle hatte leider nicht zu einem deutlichen Rückgang, sondern mitten hinein in die 6. Welle geführt, aber die Chancen stehen gut, dass es dieses Mal anders läuft, denn der BA.2-Effekt (leichtere Ansteckung als bei allen bisherigen Varianten) dürfte mittlerweile „eingepreist“ sein, die Außentemperaturen steigen.
- Jetzt wird viel davon abhängen, wie die Menschen mit den auf freiwillig umgestellten Maßnahmen umgehen, besonders ab 1. April, wenn in die Übergangsfristen wegfallen, die einige Bundesländer zur Verlängerung verschiedener Schutzmaßnahmen genutzt haben.
- Unser Optimismus hält sich aufgrund bisheriger Erfahrungen in Grenzen, aber das bedeutet nicht, dass die Neuinfektionszahlen nun immer weiter ansteigen müssen, weil weniger Schutzmaßnahmen verpflichtet sind. Wir wagen also keine Prognose für die nächsten Tage, wollten die positiven Momente aber trotzdem herausstellen.
Heute haben wir aber noch ein Schmankerl für Sie, eine Umfrage. Ausnahmsweise nicht von Civey, sondern von einer Stelle, die Edward Hoppers berühmtes Gemälde „Nighthawks“ karikaturistisch verwendet:
Blitzumfrage: Welche Maßnahmen wünschen Sie sich beim derzeitigen Anstieg der Coronazahlen?
Bitte schauen Sie rein, schon wegen der corona-gemäßen Neuinterpretation des Werks eines Künstlers, an den wir sozusagen gute Erinnerungen haben.
Das war’s auch schon für heute. Es ist Sonntag und wir können ja alle so rausgehen, dass wir die Ansteckungsgefahr für uns und andere gering halten. Leider gilt das nicht für die Menschen in bestimmten systemrelevanten Berufen. An diese ein herzlicher Gruß. Wir denken an euch und fänden es richtig, wenn ihr alle Corona-Zuschläge zum Lohn / Gehalt bekämt, die der Rede wert wären. Das wiegt u. E. nicht das Risiko auf, dem ihr euch jeden Tag aussetzen müsst, weil es euer Job ist und euer Berufsethos es fordert, aber es ist wenigstens ein Zeichen der Anerkennung, das sich nicht in Blabla erschöpft.
TH
Samstag, 26.03.2022 (hier zu 70/22 vom Vortag)
Liebe Leser:innen, so viel hat sich seit gestern nicht geändert, aber da es noch einmal zu einem neuen Höchst-Inzidenzwert gekommen ist, kommt es auch wieder zu einem Report von uns.
Es geht nicht darum, dass wir nicht ohne diesen Start in den Tag leben könnten, wie böse Zungen in unserer Umgebung mittlerweile behaupten, sondern ausschließlich darum, Sie besser zu informieren, als viele andere Medien das in den Zeiten der nachlassenden Aufmerksamkeit für das Thema tun und ein wenig die Aufmerksamkeit für die Pandemie hochzuhalten, die uns im Alltag weiterhin mehr beeinflusst als der Ukraine-Krieg.
Sicher, das wird sich in den nächsten Tagen drehen, wenn in weiten Bereichen nur noch die Eigenverantwortung zählt, aber es bleibt bei mehr als 200 Toten an / mit Corona pro Tag, Tendenz wieder steigend, aufgrund der hohen Infektionszahlen der letzten Wochen. Alleine dies ist ein Grund, nicht einfach die Berichterstattung einzustellen. Wir werden, wenn die Inzidenz sinkt, aber auch die Frequenz unserer Reporte wieder auf alle zwei oder alle drei Tage verländern.
- Die 7-Tage-Inzidenz stieg heute auf 1758,4 gegenüber 1756,4 gestern. Es zeichnet sich ein ähnliches Hochplateau ab wie Mitte Februar, bevor die Zahlen zwischenzeitlich rückläufig waren:
- Auch der Trend zu einer geringeren Steigerung der Inzidenz ist jetzt seit 14 Tagen intakt, deshalb ist es nicht vermessen, zu schreiben, eine Kehrtwende zu niedrigeren Zahlen ist möglich. Festlegen wollen wir uns nicht, denn möglich ist ebenfalls, dass die höheren Temperaturen sich derzeit einen Kampf mit der höheren Ansteckungsfähigkeit von BA.2 und den Lockerungen liefern. Das würde bedeuten, die Inzidenz verändert sich kaum, die Hintergründe des Infektionsgeschehens aber schon. Mittlerweile hält die Omikron-Variante BA.2 einen Anteil von über 60 Prozent der Neuinfektionen.
- Gestern wurden 252.060 Neuinfektionen gemeldet. Negativ daran: Der 7-Tage-Trend liegt noch immer höher als vor einer Woche. Positiv: Am Samstag vor einer Woche wurden 8.000 Neuinfektionen mehr gemeldet als heute. Auch dies könnte auf eine erneute Trendumkehr deuten.
- Weltweit wurden gestern 1,588 Millionen Neuinfektionen verzeichnet, der deutsche Anteil daran liegt bei ca. 15,9 Prozent. Das ist weniger als gestern, aber der Meldungsverlauf ist in Deutschland etwas anders als derjenige, den man erhält, wenn man alle Länder zusammenfast. Zum Beispiel ist hierzulande der Rückgang an gemeldeten Infektionen und Todesfallzahlen an Wochenenden deutlich ausgeprägter als im Weltmaßstab.
- Im Weltmaßstab gibt es einen eindeutig positiven Trend, der mehr heraussticht als die zuletzt wieder zurückgehenden Infektionszahlen: Die Todesfallrate sinkt seit längerer Zeit und liegt nun so niedrig wie seit Herbst 2020 nicht mehr. Deswegen haben wir heute eine zweite Grafik für Sie (Q):
- Dass Deutschland an dieser positiven Entwicklung derzeit nicht teilnimmt, ist leider unstreitig, man kann aber auch argumentieren, dass die Todesfallzahlen während der Delta-Welle im vergangenen Herbst / Winter deutlich höher lagen als derzeit. Wir folgen dieser Argumentation insofern nicht, als sie für uns kein Anlass ist, die gegenwärtigen zu hohen Zahlen unkommentiert hinzunehmen.
- Bei den Bundesländern hat sich nicht sehr viel verändert. Hochinzidenzländer sind Hochinzidenzländer geblieben. Dasjenige mit der niedrigsten Inzidenz (1.110) ist jetzt Berlin. Aber nicht, weil der Wert hierzurückgegangen wäre, sondern, weil er in Hamburg gestiegen ist, das bisher das Schlusslicht in der Tabelle im positiven Sinne war (jetzt 1.157).
- Man liest immer wieder, Corona würde uns nicht mehr so tangieren, das sei auch eine Stimmungsverbesserung, die ausschließlich auf das sich durchsetzende Narrativ vom milden Verlauf bei Omikrion zurückzuführen sei. Wir bleiben dabei, dass sehr wohl die Verschiebung der Aufmerksamkeit zum Ukraine-Krieg hin und damit der Ereignisse, die man als besonders schlimm oder schrecklich empfindet, eine Rolle spielt.
- Außerdem: Was ist mit Long Covid? Wussten Sie schon, dass eine Covid19-Infektion gehabt zu haben, auch Ihre Sehfähigkeit beeinträchtigen kann? (Q) Nach dem, was bisher bekannt ist: Es gibt kaum eine Organfunktion, die durch eine Corona-Infektion nicht in Mitleidenschaft gezogen werden kann. Wenn man sich schon von den anhaltend hohen Todesfallzahlen nicht beeindrucken lässt, weil der Corona-Tod eher ältere Menschen betrifft, die nichts mehr zum BIP beitragen, sondern nur kosten: Soll man Folgen dieser Art, die nach gegenwärtigen Erkenntnissen jede zehnte infizierte Person betreffen (mithin derzeit ca. 2 Millionen Menschen in Deutschland, die dauerhaft Verschlechterungen ihres Gesundheitszustandes in unterschiedlichen Gradierungen hinnehmen müssen) ernsthaft mit denen einer Grippewelle gleichsetzen? Die Kosten dafür belasten die Systeme sehr wohl, und zwar erheblich. Nervt uns selbst, dass wir immer wieder ökonomisch argumentieren müssen, damit einige Neoliberale vielleicht auch noch verstehen lernen, um was es geht. Vermutliche Denke in der Folge der späten Erkenntnis aber leider: Das machen wir wie immer, Gewinne werden privatisiert und die Kosten unserer rüden Strategie auf die Mehrheit derer abgewälzt, zu der wir nicht gehören, weil wir weit unterdurchschnittlich in Relation zu unseren Einkommen zu Gemeinschaftsaufgaben beitragen.
- Von der kürzeren Dauer und der geringeren Hospitalisierungsrate während einer Grippewelle, der konkreten Belastung von Menschen, die im Gesundheitssystem arbeiten, ganz abgesehen.
TH
Freitag, 25.03.2022 (hier zu 69/22 vom Vortag)
Freitag ist Freutag. Die 7-Tage-Inzidenz steigt zwar weiter an (1756,2 gegenüber gestern 1752), und das auf Rekordniveau. Aber man soll auch nicht immer alles so negativ sehen. So gab es zum Beispiel gegenüber gestern einen Rückgang der Neuinfektionen um ca. 22.000. Das war im Donnerstag-Freitag-Vergleich oft anders. Außerdem ist eine Entwicklung noch intakt, die immerhin einen Anhalt gibt, dass der Peak der 6. Welle zumindest bald erreicht sein könnte.
- Die folgende Grafik zeigt, dass der Abwärtstend des Aufwärtstends der Inzidenz seit zwei Wochen intakt ist. Verglichen mit dem Schema der 5. Welle würde das bedeuten, dass er in den nächsten Tagen tatsächlich sinken könnte. Vielleicht dieses Mal dauerhaft, nicht wie nach der 5. Welle, als bei knapp unter 1.200 schon wieder der Umkehrpunkt erreicht war und wir auf die jetzigen über 1.700 hochgelaufen sind? Vielleicht ist es das schöne Wetter, das die Hoffnung beflügelt:
- Weil sich gegenüber gestern nicht so viel verändert hat, halten wir heute auch den Corona-Kurzreport besonders kurz, selbstverständlich unter Benennung der wichtigsten Eckdaten:
- Die Zahl der in Deutschland gemeldeten Neuinfektionen ging von 318.387 gestern auf heute 296.498 zurück. Der 7-Tage-Schnitt liegt bei 229.292, das ist ein minimales Minus von 0,08 Prozent gegenüber dem Höchststand, der gestern erreicht wurde (229.484).
- Gestern hatte das RKI erstmals mehr als 1,5 Millionen Neuinfektionen in Deutschland innerhalb einer Woche gemeldet (Q), nach anderen Zahlen sogar mehr als 1,6 Millionen. Der Anteil am Weltinfektionsgeschehen in den vergangenen 7 Tagen betrug betrug nach dieser Berechnung (Q) 14,3 Prozent.
- Weltweit kam es gestern zu 1.695.509 Neuinfektionen. Der deutsche Anteil daran liegt demgemäß bei 17,49 Prozent. Das Problem, das sich daraus ergibt, liegt auf der Hand: Die hiesigen Zahlen sind im Weltvergleich gigantisch. Der Anteil am Weltinfektionsgeschehen steigt immer weiter, weil sich die Lage hier nicht beruhigt, in anderen Ländern aber schon, und das nicht erst seit gestern. Die Wochenzahlen verdeutlichen dies: Einem weltweiten Rückgang der Infektionszahlen innerhalb der letzten 7 Tage gegenüber der Woche zuvor von 7 Prozent steht in Deutschland ein Anstieg von 6 Prozent gegenüber.
- Die Todesfallzahlen an / mit Corona innerhalb der letzten 7 Tage verharren ebenfalls auf hohem Niveau (1.385 gegenüber 1403 in der Woche zuvor, – 1 Prozent), während sie weltweit um 18 Prozent sanken. Der Anteil Deutschlands ist hier geringer als bei den Neuinfektionen und lag innerhalb der vergangenen 7 Tage bei 4,32 Prozent. Angesichts eines Anteils Deutschlands von 1,05 Prozent an der Weltbevölkerung ist dies trotzdem ein Zeichen dafür, dass die Pandemie hierzulande nach wie vor nicht gut bewältigt wird.
- Diese Zahl haben wir erstmals in einem Report benannt, um klarzumachen, dass eine Omikron-Ansteckung zwar häufiger einen „milden“ Verlauf hat als eine solche mit den Vorgängervarianten, aber die Todesfallzahlen nicht nur anhand der Letalitätsrate und deren Rückgang, sondern auch im internationalen Vergleich betrachtet werden müssen. In diesem Vergleich schneidet Deutschland nicht so gut ab, dass Lockerungen und noch mehr Lockerungen bis fast auf Null bei den Corona-Maßnahmen als zwingend oder auch nur ratsam erscheinen würden.
- Die wöchentlichen Todesfälle gingen weltweit in den letzten 7 Tagen um 17 Prozent zurück, in Deutschland jedoch sind sie um 7 Prozent gestiegen. Zwar steigern sich hierzulande die Todesfallzahlen nun auch langsamer, aber da sie weltweit immer stärker zurückgehen, bleibt der Gap in der Entwicklung groß.
Gibt es aus diesem Grund von der Politik Neues? Nichts Wesentliches. Es kippen zwar immer mehr Teilnehmende an der Corona-Karawane aus dem Sattel, aber sie zieht trotzdem weiter.
TH
Donnerstag, 24.03.2022 (hier zu 68/22 vom Vortag)
War doch eine gute Idee, gestern einen Corona-Report veröffentlicht zu haben. Darin haben wir auf die höchste je an einem Dienstag erfasst Zahl von Neuinfektionen hingewiesen und deshalb sind Sie heute vorbereitet auf die Zahl des Tages: 318.387. Die Zahl der täglich gemeldeten Neuinfektionen hat gestern in Deutschland ein neues Allzeithoch erreicht. Zu den #Dreadlocks kurz am Ende des Beitrags.
- Mittwoch, Donnerstag und Freitag sind die rekordverdächtigen Tage. Dass man dies so bestimmen kann, liegt an Meldeverzögerungen, die sich übers Wochenende aufbauen und Montags und Dienstags abgearbeitet werden. Die Zahl vom Mittwoch ist richtungweisend für das, was in nächster Zeit zu erwarten ist, mehrfach zeigte sie während der Omikron-Welle bereits den Wochen-Höchststand, es kam aber auch an Donnerstagen und Freitagen schon zu weiteren Steigerungen. Eines ist jedenfalls nun sicher: Von einer Entspannung der Lage kann keine Rede sein.
- Erschreckend ist auch, wie locker der bisherige Höchststand von 297.845 Neuinfektionen, die an einem Tag gemeldet wurden, überschritten wurde. Um über 20.000 und nicht weniger als 6,89 Prozent. Man kann die Infektionszahlen unter verschiedenen Gesichtspunkten weiter auswerten, aber was immer man dabei herausliest: es macht und berücksichtigen, dass die Corona-Regeln demnächst weitgehend fallen werden: es macht keine Hoffnung auf ein baldiges Abflauen der 6. Welle.
- Erwartetermaßen stieg auch die Inzidenz nun wieder auf Rekordniveau, nachdem sie zwei Tage lang knapp darunter blieb und liegt bundesweit heute bei 1.752. Trotzdem gibt es wenigstens hier noch einen günstigen Teilaspekt: Die dunkelblaue Linie in unserer Grafik, die den 7-Tage-Schnitt wiedergibt, wurde von der roten Linie des täglichen Anstiegs in den letzten Tagen nicht deutlich durchkreuzt und sinkt weiterhin leicht ab. Auf allerhöchstem Niveau deutet das auf eine gewisse Lageberuhigung, wenn man die Zahlen einer Woche zusammenfasst und nicht nur auf die aktuellen Tagesmeldungen schaut.
- Die Zahl der Todesfälle an / mit Corona, die gestern gemeldet wurden, liegt bei exakt 300, nach 329 am Vortag. Zusammen sind dies die höchsten Werte, die an zwei aufeinanderfolgenden Tagen seit Beginn der Omikron-Welle zu verzeichnen waren.
- Ist das alles überhaupt noch eine Nachricht wert? Nicht, wenn man sich die heutigen Schlagzeilen anschaut. Das eine oder andere Medium meldet die Rekord-Neuinfektionszahl, aber dahinter wird es dünn. Ein bisschen was haben wir aber noch für Sie: Gesundheitsminister Lauterbach fordert Ältere zum Boostern auf. Für uns ein alter Hut, Karl.
- Wichtig: Die kostenlosen Tests für alle (Schnelltests) sollen nun doch bis Ende Mai erhältlich sein, Grund: die hohe Zahl an Neuinfektionen (Q).
- Unter den Bundesländern sticht weiterhin Mecklenburg-Vorpommern mit einer Inzidenz von 2.422 hervor, es folgten das Saarland (2.238), Bayern (2.199) und Sachsen (2.181). Im Saarland wir am kommenden Sonntag ein neuer Landtag gewählt. Wir sind gespannt, ob sich am Wahlabend aus den Analysen ergeben wird, ob die sehr schlechten Corona-Werte das Ergebnis beeinflusst haben. Berlin liegt wieder über 1.000 (1.061), das ist trotzdem der zweitniedrigste Wert vor Hamburg (1.021).
Wir sind irgendwie ratlos: Täglich grüßt das Corona-Murmeltier, Todesfallzahlen von durchschnittlich 200 pro Tag sind im Grunde ein No-Go, aber der kommenden Militarisierung der Gesellschaft geht schon jetzt eine Abstumpfung voraus, die wir für sehr gefährlich halten. Menschenleben zählen wieder einmal in der Geschichte dieses Landes nicht mehr viel, es sei denn, man kann sich über Verluste aufregen, weil es gut in die eigene Weltsicht passt. Es ergibt jedoch, vom Ergebnis her betrachtet, keinen Unterschied, ob Menschen an Corona oder im Krieg vorzeitig sterben, diese Verluste an Leben sind irreversibel und wären vermeidbar, wenn diejenigen, welche die Macht dazu haben, etwas vorausschauender und mutiger handeln würden. Das Gleiche gilt für die absehbaren Verluste an Menschenleben durch den Klimawandel.
Manchmal müssen wir uns des Eindrucks erwehren, dass einigen, die in diesem Land Verantwortung tragen, das jähe Verschwinden der älteren Menschen, die an Corona versterben, ganz gut in den Kram passt. Diese Senior:innen, so die Denke jener Charaktere, sind ökonomisch nicht mehr verwertbar und können weg. Gibt es dafür schon einen typisch deutschen Begriff wie „Pandemieletalitätssteigerungsvorteil“, z. B. im rententechnischen Sinne?
Dafür trendet heute #Dreadlocks auf Twitter, im Zusammenhang mit #FFF. Den Grund dafür kann man sich als universalistisch denkender Mensch nicht ausdenken. Aber er zeigt, in wie vielen Formen faschistisches Denken in unserer Gesellschaft verwurzelt ist, wie es sich tarnt, dass man es offenlegen muss und dass der Kampf dagegen niemals enden darf.
TH
Mitttwoch, 23.03.2022 (hier zu 67/22 von gestern)
Wir haben lange überlegt, ob wir heute einen Report veröffentlichen oder nicht. Aber letztlich dachten wir, es gibt zumindeste eine neue Rekordzahl und die wollen wir Ihnen nicht vorenthalten: Nie zuvor wurden an einem Dienstag so viele Corona-Fälle in Deutschland erfasst und am folgenden Mittwoch gemeldet wie heute:
- 283.732. Das sind nur ca. 15.000 weniger als der absolute Höchststand, der erst 5 Tage alt ist (ca. 297.000 Fälle). Damit steigt auch die Zahl der Neufälle im Wochenvergleich in Deutschland um weitere 10 Prozent, während sie global um minimale 0,2 Prozent auf 11.549.000 nachgibt. Der Anteil Deutschlands an den weltweiten Neuinfektionen lag in den vergangenen 7 Tagen bei 13,56 Prozent.
- Die 7-Tage-Inzidenz in Dutschland steigt minimal von 1733,4 auf 1734,2 und verharrt damit ganz knapp unter dem Höchststand von 1.735, erreicht am vergangenen Samstag, den 19.03.
- Bedrückend ist leider auch die Zahl der gestern gemeldeten Todesfälle von 329. Das ist die höchste Zahl seit 11.01.2022, damit steigt auch die Todesfallrate in Deutschand im Wochenvergleich um weitere 8 Prozent an. Wem das egal ist, sehen wir in der Politik, wo gelockert wird, als sprächen die Corona-Zahlen auf Rekordniveau nicht eindeutig für mehr Vorsicht.
Trotzdem bleibt wenigstens ein positiver Trend intakt: Die blaue Linie (Veränderung der Inzidenz innerhalb von 7 Tagen) bleibt oberhalb der aktuellen Linie von heute, das war auch gestern schon so, sprich, der Inzidenzanstieg geht zurück (heute betrug er 0,8 Punkte oder 0,05 Prozent):
Das könnte weiterhin bedeuten, dass wir in den nächsten Tagen fallende Inzidenzen sehen werden. Sicher ist das freilich nicht und vor allem dürfen wir auf die ersten Aprilwochen gespannt sein, wenn nach heutigem Kenntnisstand sämtliche Bundesländer fast sämtliche Corona-Maßnahmen aufheben werden. Einige haben aktuell die Übergangsfrist genutzt und verlängern bis zum 31.03.
Die Menschen empfänden Corona als nicht mehr so schlimm, daran sei aber nicht der Krieg in der Ukraine schuld, sondern, dass Corona nicht mehr so schlimm ist, heißt es hier (Q). Ebenfalls bahnbrechend: Dass die Impfbereitschaft nicht mehr auf freiwilliger Basis gesteigert werden kann. Wer mehr Geimpfte wolle, brauche die Impfpflicht. Letzteres stimmt auf jeden Fall, beim als schlimm empfinden spielt aber sehr wohl der Umstand eine Rolle, dass die Menschen mit dem Krieg derzeit mental so beschäftigt sind, dass Corona auch in den Hintergrund träte, wenn es nicht, wie oben, ca. 300 Tote pro Tag an / mit Covid in Deutschland geben würde, sondern 1.000. Davon sind wir fest überzeugt. Lediglich ein starker Anstieg würde die Aufmerksamkeit wieder auf Corona lenken, nicht aber ein Hochplateau, wie wir es gegenwärtig bei den Neuinfektionen haben.
Immerhin trendet heute auf Twitter mal wieder etwas zu Corona: #Lauterbachmussweg. Jetzt ist es für den Gesundheitsminnister endgültig schwierig geworden. Die einen werfen ihm weiterhin Panikmache vor, die anderen ärgern sich, dass er der FDP nachgegeben hat und die vielen Lockerungen zulässt. Was uns ärgert: Dass er sogar das Wording der FDP für seine Begründungen verwendet, anstatt sich wenigstens verbal etwas zu distanzieren. Das wirkt, als habe er nicht unter Protest zugestimmt oder mit Zweifeln, die man sehr subtil ausdrücken könnte, sondern sich von den Klassisten und Egoismusapologeten der neoliberalen Partei hat umpolen lassen. Klar, dass die Social-Media-Schüsse auf ihn jetzt auch vom Team Vorsicht abgefeuert werden, das sich auf ihn verlassen hat, und nicht nur, wie bisher, von den Querschlägern, denen der Sieg der Unvernunft nicht genug ist und die unbedingt noch ein Personenopfer wollen. #Lauterbachluegt trendet in dem Zusammenhang natürlich auch wieder. Dabei muss man gar nicht lügen, um nicht überzeugend zu wirken, es reicht, wenn diejenigen, die sich brav an alle Regeln halten, enttäuscht sind über das, was jetzt dank der FDP und derer, die es nicht verhindert haben, auf uns zukommt.
Es muss dabei nicht um immer weitere Steigerungen bei den Fallzahlen gehen, es reicht schon, dass sie trotz wärmerer Temperaturen nicht oder wenig abnehmen, weil die Politik genau dies fördert.
TH
Dienstag, 22.03.2022 (hier zu 66/22 von vorgestern)
Besonders aufmerksame Leser:innen werden bemerkt haben, dass wir gestern keinen Corona-Kurzreport veröffentlicht haben. Es lag daran, dass die Werte auf einem Quasi-Gleichstand mit dem Vortag (dem Sonntag) verharrten und wir erst einmal abwarten wollten, in welche Richtung es nun geht.
- Die Inzidenz steigt wieder und liegt jetzt bei 1.733,4 (nach 1.714 und 1.708 an den Vortagen).
- Das sind nur 1,6 Punkte weniger als die bisherige Höchstmarke vom vergangenen Samstag (1.735).
- Außerdem ist die Zahl der heute veröffentlichten Neuinfektionen von 220.080 die höchste, die je an einem Montag gemeldet wurde.
- Während die Zahl der weltweiten Neuinfektionen in den vergangen 7 Tagen beinahe gleich blieb (+ 0,8 Prozent), stieg sie in Deutschland weiterhin an (+ 10 Prozent).
- Der Anteil Deutschlands an den weltweiten Neuinfektionen lag in den vergangenen 7 Tagen bei 13,2 Prozent.
Trotzdem gibt es eine interessante Entwicklung, die belegt, dass der Trend noch nicht komplett negativ ist: Der Anstieg der Inzidenzwerte (grüne Linie der folgenden Grafik) flacht weiterhin ab, die heutige Steigerung (gelbe Linie) ist so gering, dass sie die grüne Linie nicht durchbrochen hat. Vielleicht klappt es ja in den nächsten Tagen damit, dass die Inzidenz wieder sinkt. Ausgeschlossen werden kann derzeit nichts:
Eine vierte Impfung vielleicht, um beim Runterdrücken der Corona-Zahlen zu helfen? Nur dann, wenn … „die Stiko empfiehlt eine zweite Auffrischimpfung mit einem mRNA-Impfstoff zurzeit Menschen, die 70 Jahre oder älter sind, Bewohnerinnen und Betreute in Pflegeeinrichtungen und Personen, deren Immunsystem geschwächt ist – frühestens drei Monate nach dem ersten Booster. Frühestens sechs Monate nach der ersten Auffrischung sollte sich das Personal in Kliniken, Praxen oder Pflegeeinrichtungen ein viertes Mal impfen lassen.“ (Q) Ansonsten seien die Zahlen einer Studie aus Israel zum Booster-Booster eher ernüchternd, heißt es.
Bekommen wir nun aber einen Super-Sommer, wie Karl Lauterbach vor einiger Zeit vorausgesagt hat, oder bleibt es schwierig? „Hatte Karl Lauterbach (SPD) vor einigen Wochen noch einen Super-Sommer prognostiziert, warnt der Bundesgesundheitsminister inzwischen vor einer Sommerwelle.“ (Q) Angesichts von Temperaturen um 15 Grad bei uns in Berlin und etwas mehr im Westen dürfte man ja vom Abflachen der Kurve langsam etwas merken. Es könnte jedoch auch so laufen: BA.2 in Kombination mit der Abschaffung fast aller Maßnahmen überwiegt den ansonsten erwarteten Rückgang im Sommer und es wird dieses Mal weiter bei hohen Infektionszahlen bleiben. Das ist übrigens auch der Unterschied zu einer Grippewelle, wenn man schon die niedrigeren Omikron-Letalitätsraten für die Idee der „Grippalisierung“ heranzieht: Eine Grippewelle hält nicht über ein ganzes Jahr oder mehr hinweg an und sorgt nicht für eine hohe Zahl von Erkrankten und hohes Ansteckungsrisiko über einen so langen Zeitraum hinweg.
TH
Sonntag, 20.03.2022 (hier zu 65/22 von gestern)
Ganz ohne Ironie, heute ist es wirklich besser geworden. Zwar sind 131.792 Neuinfektionen für eine Sonntagsmeldung sehr viel, aber: Vor einer Woche wurden 146.607 Fälle gemeldet. Nachdem gestern die Zahl im Wochenvergleich noch um 23.000 angstiegen war, sinkt sie heute um etwa 15.000. Das ist in der Tat eine erfreuliche Überraschung.
Die Inzidenz bildet dies ebenfalls ab und sinkt von gestern auf heute um 26,3 Punkte, von 1.735 auf 1.708,7. Während der fünften Welle, sofern wir jetzt von einer sechsten sprechen, war die Trendumkehr wesentlich langsamer vor sich gegangen, deswegen sprechen wir jetzt auch noch nicht von seiner solchen. Das RKI hat zwar keinen Hinweis darauf gegeben, dass ein Bundesland heute keine Zahlen gemeldet hätte, in der Vergangenheit gab es das hin und wieder. Wir möchten noch die nächsten zwei oder drei Tage abwarten, bis wir uns nachhaltig erfreut zeigen und die Frequenz der Corona-Kurzreporte wieder senken werden, falls sich die heutige Umkehr zu einem Trend entwickelt.
Der für heute dargestellte Inzidenzrückgang ist der erste seit der letzten Wende am 02.03., danach stieg die Inzidenz wieder kontinuierlich an:
Enttäuscht wurden wir schon einmal, denn mit der gegenwärtigen Situation, dass die fünfte Welle ohne Pause in eine sechste namens „BA.2“ oder „Die ersten Lockerungen wirken“ übergeht, hatten wir Anfang März nicht gerechnet. Lediglich das langsame Absinken der Inzidenz nach einem Peak von damals 1.474, der in Zeitlupe erreicht wurde, gab uns zu denken und rief eine gewisse Ungeduld hervor. Die Zahlen der nächsten Tage werden also sehr spannend werden. Am Mittwoch und Donnerstag der heute zu Ende gehenden Woche wurden neue Infektions-Allzeit-Höchstwerte erreicht. Werden wir solche Mitte der kommenden Woche noch einmal sehen oder klingt auch diese Welle nun endlich ab?
Wie schwierig die Lage immer noch ist, verdeutlicht der Vergleich der deutschen Zahlen mit dem weltweiten Geschehen. Global stiegen die Neuinfektionszahlen in den vergangenen 7 Tagen um 4 Prozent an, in Deutschland um 20 Prozent, der Anteil Deutschlands an den weltweiten Neuinfektionen liegt im relevanten Zeitraum mit 13,3 Prozent exorbitant hoch (Anteil an der Weltbevölkerung ca. 1,05 Prozent). Seit Wochen verharrt der deutsche Anteil am Infektionsgeschehen auf einer solchermaßen außergewöhnlichen Höhe. Nur Südkorea weist noch höhere nominale und relative Werte auf.
TH
Samstag 19.03.2022 (hier zu 64/22 von gestern)
Was haben wir gestern versprochen? Morgen, also heute, wird es besser mit Corona. Das stimmt auch. Dem gestrigen Höchststand von 297.845 Neuinfektionen stehen heute nur noch 260.239 gegenüber, ein Minus von 37.606 Fällen. Was haben wir ebenfalls geschrieben? Am Wochenende werden stets weniger Fälle gemeldet, an Montagen übrigens ebenfalls, wegen der geringen Erfassung an Sonntagen.
Der obige Vergleich ist also der falsche. Der richtige ist die Betrachtung der Zahlen, die am Samstag der vergangenen Woche bekanntgegeben wurden, und der zeigt ein anderes Bild: Am 11.03. (gemeldet am 12.03.) wurden 237.086 Fälle erfasst. Wir sprechen also von einem Plus in Höhe von 23.153 Fällen. Der Wert der Vorwoche war bereits der höchste während der gesamten Pandemie, der bis dahin an einem Samstag gezeigt wurde. Christian Lindner so: Wer will, kann ja trotzdem weiterhin Maske tragen. Wer nicht will, darf anderen ins Gesicht husten, wie das ND es gestern in einem Newsletter treffend ausgedrückt hat. Trotzdem gibt es immer noch Corona-Proteste, auch wenn sie nicht mehr so viel Zulauf haben wie damals, als die Demokratie in Gefahr war. Nicht.
Die Inzidenz ist auf den neuen Rekordwert von 1735 gestiegen (gestern 1706,3). Die Zunahme der Inzidenz seit etwas mehr als zwei Wochen erfolgt mit kontinuierlicher Gelassenheit, mittlerweile eilt sie gemächlich von Rekord zu Rekord, weswegen wir unsere Grafik angepasst haben und erstmals den Inzidenzwert 2.000 zeigen:
die Todesfallzahlen sinken im 7-Tage-Durchschnitt weiter leicht, er liegt jetzt bei 195 pro Tag (gestern 221, aber auch hier gibt es an den Wochenenden deutliche Rückgänge aus meldetechnischen Gründen, wir rechnen in den nächsten beiden Tagen mit Zahlen von 20 bis 60). Trotzdem liegt der 7-Tage-Durchschnitt damit immer nochum 40-45 Fälle höher als während des starken Anstiegs der fünften Welle Anfang Februar. Wir haben gestern geschrieben, wenn sich die derzeit sehr hohen Infektionszahlen auf die Zahl der Todesfälle niederschlagen werden, ist auch dort wieder mit Anstiegen zu rechnen.
Die weltweiten Neuinfektionen nehmen weiter leicht zu, aktuell um 7 Prozent (Deutschland + 18 Prozent, in den größeren europäischen Ländern Frankreich, UK, Italien zwischen 28 und 43 Prozent, aber auf wesentlich niedrigerer Ausgangsbasis). Deutschland hat in den vergangenen 7 Tagen knapp 13 Prozent zum weltweiten Infektionsgeschehen beigetragen. Der Anteil Deutschlands an der Weltbevölkerung liegt bei etwa 1,05 Prozent. Aufgrund seines stark überproportionalen Anteils am Corona-Geschehen verschlechtern, immer noch Rang 2 weltweit hinter Südkorea, verschlechtern sich alle Vergleichskennziffern Deutschlands in Sachen Pandemie rapide.
Obwohl morgen mit dem offiziellen Ende des bisherigen Infektionsschutzgesetzes und vielen neuen bzw. alten Freiheiten bei sehr hohen Infektionszahlen ein neues Kapitel in der Corona-Geschichte beginnt, ist die Nachrichtenlage heute dünn, der Ukraine-Krieg beherrscht die Schlagzeilen. Deswegen halten auch wir uns kurz und melden uns, vermutlich schon morgen, mit irgendwelchen neuen Rekordzahlen. Denken Sie aber bitte daran, dass einige Bundesländer bestimmte Maßnahmen (richtigerweise) aufrechterhalten wollen und informieren Sie sich, was für Sie gilt. Und vergessen Sie bitte die Zeitumstellung nicht. Von Samstag auf Sonntag kriegen wir alle eine Stunde Schlaf geklaut. Zeit, gegen die Diktatur auf die Straße zu gehen, zu umgestellter Zeit, aber kurz vor Zwölf ist es ja eh immer.
TH
Freitag, 18.03.2022 (hier zu 63/22 von gestern)
Denn morgen ist Samstag. Was daran besser ist? Am Wochenende werden regelmäßig weniger Neuinfektionen erfasst, wir erwarten also keinen weiteren Antieg und die Marke von 300.000 Neuinfektionen pro Tag in Deutschland wurde vorerst – vermieden oder verfehlt, welche Formulierung ist besser? Gestern waren es noch einmal gut 2.900 Fälle mehr als vorgestern und wir stehen nun bei 297.845, dem höchsten je gemessenen Wert an einem Tag.
Wir mussten heute erst einmal zum Testen, die rote Warn-App-Kachel ist mittlerweile eher die Regel als die Ausnahme und ganz langsam kommt eine gewisse Stimmung auf: Wann ist der Test endlich positiv, damit wir’s hinter uns bringen können? Bitte kein schwerer Verlauf und kein Long Covid, versteht sich, das geht nicht, wir wollen uns ja hier weiterhin ohne allzu starke gesundheiltiche Einschränkungen über die Welt ärgern.
Die Kreuzschmerzen der letzten Tage sind sicher wieder psychosomatisch, die Belastungen durch alles, was auf verschiedenen Ebenen derzeit passiert, unverkennbar. Falls Sie uns heute zum ersten Mal lesen oder den Corona-Kurzreport zum ersten Mal verfolgen: Wir schreiben nicht immer Persönliches rein, aber der Freitag ist auch immer ein Tag, an dem wir uns gleichermaßen ein wenig zurücklehnen, an uns selbst annähern, Luft holen für längere politische Artikel. Die Muße dafür haben wir dann eher an Samstagen oder Sonntagen.
Was gibt es also an Corona-Daten?
- Auch die weltweiten Infektionen nehmen wieder zu. Zum ersten Mal seit dem 17.02. steht bei den vorläufigen Zahlen von gestern wieder eine 2 vorne: 2,075 Millionen Neuinfektionen wurden verzeichnet. Dazu hat Deutschland nicht weniger als 14,4 Prozent beigetragen. Im Wochenvergleich stiegen die weltweiten Infektionen um 5 Prozent an (Deutschland + 19 Prozent).
- Die Inzidenz steigt weiter, und zwar von gestern auf heute um mehr als 3 Prozent (1706,3 gegenüber 1651,4. Mit der Inzidenz befasst sich auch unsere heutige Grafik, weil der Anstieg signifikanter ist als der Neuinfektionsrekord, den wir bereits vermeldet haben.
- Eine ganz leichte Entspannung zeichnet sich bei den Todesfällen ab (gestern 226,
- Durchschnitt der letzten 7 Tage = 197). Wir wollen nicht Herrn Lauterbach als Spezialisten fürs Unken übertreffen und dann doch alle Lockerungen durchwinken, aber: Die gegenwärtig etwas geringeren Todesfallzahlen dürften mit dem leichten Abklingen der Neuinfektionszahlen Anfang März im Zusammenhang stehen. Die Hospitalisierungsrate ist in den letzten Tagen bereits wieder angestiegen. Sie liegt aktuell bei einer Inzidenz von 7,81, das ist beinahe der Höchststand von knapp über 8, der Ende 2020 während der zweiten Welle erreicht wurde. Die Intensivbehandlungsrate von 7/100.000, die damals erreicht wurde, ist allerdings noch weit entfernt, aktuell liegt sie bei knapp unter 3.
- Eine aktuelle Grafik besagt, dass eine Mehrheit der Menschen hierzulande dagegen ist, die Maskenpflicht abzuschaffen, ein gewisser Basisschutz wird also weiterhin befürwortet. Sehr unterschiedlich, wie nicht anders zu erwarten, tendieren die Anhänger:innen der verschiedenen Parteien dabei. Die Parteigänger:innen der Linken werden schon gar nicht mehr ausgewiesen, weil man sie mittlerweile als Quantité négligeable ansieht. Und damit zum Sonderservice innerhalb des Kurzreports:
Diese Statista-Grafik ist unter einer Lizenz CC-BY-ND erstellt worden und wir geben sie unter gleichen Bedingungen wieder, hier der Begleittext dazu:
Die 7-Tage-Corona-Inzidenz liegt in Deutschland aktuell bei über 1.700. Trotzdem sollen ab dem 20. März zahlreiche Maßnahmen entfallen. Dazu gehört auch die Maskenpflicht in Supermärkten, Restaurants und anderen öffentlichen Orten. Generell gelten soll sie nur noch in öffentlichen Verkehrsmitteln, Krankenhäusern und Pflegeheimen. Hinter dieser Entwicklung steckt maßgeblich die FDP. Dabei finden 61 Prozent der Deutschen die Aufhebung der Maskenpflicht falsch, wie eine Infratest dimap-Umfrage für das ARD Morgenmagazin zeigt. Selbst unter den Anhänger:innen der Liberalen gibt es hierfür keine Mehrheit – 48 Prozent sind dagegen, 47 Prozent dafür. Eindeutig pro Maskenpflicht-Ende sind nur die Wähler:innen der AfD. Dagegen sind die Sympathisant:innen der übrigen Ampelparteien zu jeweils über 80 Prozent dagegen. Damit sind sie auf einer Linie mit vielen Expert:innen. Auch in den Bundesländern herrscht Frust über die Entscheidung. „Die Pandemie ist nachweislich nicht vorbei, und sie wird auch Anfang April nicht vorbei sein“, Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD).
Die Bundesländer sollen doch dann bitte die Verantwortung auf sich nehmen und die Maskenpflicht verlängern. Einige haben das ja auch schon getan, zumindest für ein paar Tage (siehe 63/22). Wir sind selbstversteändlich für eine Beibehaltung der Maskenpflicht nach bisheriger Regelung als Mindestschutz, angesichts von fast 300.000 Neuinfektionen pro Tag.
TH
Donnerstag, 17.03.2022 (hier zu 62/22 von gestern)
Es konnte nicht ausbleiben. So muss man es leider beschreiben. Gestern wurden 294.931 Neuinfektionen mit Covid 19 gemeldet. Das sind 32.179 Fälle mehr als beim bisherigen Höchststand vor genau einer Woche. Die Inzidenz steigt um weitere 2,76 Prozent auf nunmehr 1.651,4 an (gestern 1607,1).
Da wir aber im letzten Langreport (61/22) einen Paradigmenwechsel in der Berichterstattung und auch bezüglich der persönlichen Corona-Politik angekündigt haben, sagen wir mal: Es ist, wie es ist. Die anderen schreiben uns die Lockerungen vor, wir können nicht den ganzen Tag im Schutzkeller sitzen bleiben oder uns mit Klorollen einwickeln und wir werden uns auch nicht weiter künstlich Nachteile dadurch schaffen, dass wir vorsichtiger sind als alle anderen, was bei uns u. U. auch zu finanziellen Nachteilen führt. Zwei Jahre maximale Disziplin müssen jetzt reichen, vor allem, wenn andere sich komplett ignorant verhalten. Wir haben uns entschlossen, nicht an Corona zu versterben und auch kein Long Covid zu kriegen.
Karl Lauterbachs Menetekel von 400.000 oder mehr Neuinfektionen pro Tag könnte sich erfüllen, dass er 200 Tote pro Tag nicht akzeptieren will, wie er vor einiger Zeit ankündigte, ist ehrenwert, aber die Realität sieht genau so aus (aktueller 7-Tage-Durchschnittswert: 198). In den vergangenen sieben Tagen war Deutschland für 13,1 Prozent der weltweiten Corona-Neuinfektionen verantwortlich, das ist der höchste Wert, den wir registriert haben, seit wir diese Zahl verfolgen. Der Anstieg der Neuinfektionen in Deutschland betrug in diesem Zeitraum 30 Prozent gegenüber der Woche zuvor. Solche Werte erreichen andere europäische Länder derzeit auch, aber auf einer wesentlich niedrigeren Ausgangsbasis. In Europa folgte Frankreich in der abgelaufenen Woche auf Rang 2, aber mit nur einem Drittel der Neuinfektionen in Relation zu Deutschland (527.000 gegenüber 1,504 Millionen).
Wir könnten mit Vergleichszahlen, die Deutschland wirklich mies aussehen lassen, noch lange weitermachen, aber verweisen lieber darauf, dass die Hospitalisierung zwar mit einer 7-Tage-Inzidenz von 7,45 noch keinen neuen Allzeit-Höchststand erreicht hat, der lag bei 8,02 im Dezember 2020. Dass die Hospitalisierung angesichts der massiven Anzahl von Neuinfektionen ansteigt, versteht sich von selbst, da kann Omikron auch milder sein als die früheren Varianten von Covid 19. Noch „okay“ ist die Intensiv-Inzidenz von 2,76 pro 100.000 Einwohner, aber auch sie steigt jetzt wieder an. Sie hatte Anfang Januar 2021 mit knapp 7 den bisherigen Höchststand erreicht.
Die Zahl des Tages ist nicht die weiter ansteigende Inzidenz, die schon seit Tagen auf Rekordniveau liegt, sondern der Anstieg der Neuinfektionen gegenüber der bisherigen Höchstzahl um nicht weniger als 12,2 Prozent, deswegen haben wir sie für die heutige Grafik herausgegriffen:
Was gibt es sonst noch zu Corona zu berichten?
- Der Bundestag debattiert Gesetzesentwürfe zur Impfpflicht,
- die Niederlande schaffen bei einer Inzidenz von über 2.000 die letzten Maßnahmen ab und vielleicht ist das sogar richtig, mehr Menschen als bei uns versterben dort auch nicht an Corona, in absoluten Zahlen sowieso, aber auch relativ zur Bevölkerungsgröße. (Durchseuchungsrate aktuell 43,2 Prozent, Letalitätsrate 0,3 Prozent; Deutschland: 21,6 Prozent / 0,7 Prozent, das bedeutet, auf die Gesamtbevölkerung gerechnet, sogar eine leicht höhere Sterbefallrate an / mit Corona, obwohl die Niederlande z. B. angeblich eine schlechtere Versorgung mit Intensivbetten haben.) Das einzige, was die hiesige Corona-Politik salvieren könnte, wäre eine wesentlich exaktere Erfassungsmethode, die höhere Fallzahlen dokumentiert, oder, dass es hierzulande langfristig zu weniger Long-Covid-Fällen kommen wird, bezogen auf die Einwohnerzahl. Wir melden uns, wenn das belegt werden sollte.
- Einige Hochinzidenz-Bundesländer verlängern bestimmte Maßnahmen über den 20.03. hinaus: In Bayern beschloss das Kabinett, dass es bis 2. April bei bisherigen 2G- und 3G-Zugangsregeln und einer Maskenpflicht auch in Schulen und im Handel bleiben soll. Auch Baden-Württemberg will die Übergangsfrist nutzen, wie Vize-Regierungschef Thomas Strobl (CDU) ankündigte. Thüringen will davon ebenso Gebrauch machen, wie ein Regierungssprecher sagte. Das sei vom Kabinett so beschlossen worden. Die saarländische Landesregierung verlängerte die aktuelle Verordnung vorerst bis zum 31. März. Dies sei vorsorglich geschehen, um auf die möglichen Änderungen des Bundesgesetzes kurzfristig reagieren zu können, teilte das Gesundheitsministerium des Bundeslandes mit. (ARD-Tagesschau).
- In Bayern liegt die Inzidenz bei 2.080, in Baden-Württemberg bei 1.912 und im Saarland bei 2.199 (zweithöchster Wert bundesweit). Und was ist mit Mecklenburg-Vorpommern, das derzeit die höchste Corona-Inzidenz aufweist, die je ein Bundesland hatte (2.387)? Genau, auch dort wird bis zum 02.04. auf bisherigem Schutzniveau verlängert, das Gleiche gilt in Hamburg, in NRW und sogar in Berlin, trotz einer schlappen Inzidenz von heute 1.117 (teilweise Verlängerung nur bis zum 31.03.).
- SPD und Grüne machten deutlich, dass sie mit dem Gesetz unzufrieden sind. „Sie wissen, dass ein Koalitionspartner hier offensichtlich andere Ansichten hat über das Infektionsgeschehen und die notwendigen Restriktionen, die wir glauben, auch weiterhin in Deutschland sehen zu müssen“, sagte SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich mit Blick auf die FDP. Nur, damit kein Missverständnis entsteht: Die Neoliberalen sind der kleinste der drei Ampel-Koalitionspartner. Noch Fragen? Wir haben für heute keine mehr.
(Alle kursiv geschriebenen Angaben im vorausgehenden Absatz: ARD-Tagesschau).
TH
- Schwankungen verrückt machen lässt, hat schon verloren. Für uns würde das, was sich heute zeigt, wenn wir’s eng sehen würden, bedeuten, dass wir unser morgiges Rückkehrgespräch wg. Wechsel vom Hoffice an zwei Tagen zurück in die Präsenz gerade wieder canceln könnten. Werden wir aber nicht tun. Wir hatten bereits in den vorherigen Reporten geäußert, dass wir aufgrund bisheriger Beobachtungen noch starke Ausschläge der Berliner Inzidenzwerte erwarten, also sollte sich die Überraschung heute in Grenzen halten.
TH