Auf dem Wanderweg entlang der Themenbeete dieser Zeit stoßen wir hin und wieder auf Fruchtbares oder auf Furchtbares, das uns persönlich betrifft und aus dem Abstrakten heraus wird das Konkrete prüfbar, wie etwa die Aussagen in dem Artikel „Optimierung – Willkommen im Club“, die unser Verhalten in sozialen Netzwerken und die Veränderungen in unserem sozialen Verhalten als Ganzes in den Blick nehmen.
Zugegeben, was der „Freitag“ da übersetzt hat, wirkt von der Gedankenführung her ein bisschen exzentrisch und eher wie eine Assoziationskette denn wie eine strukturierte Analyse dessen, wie wir heute auf soziale Beziehungen blicken und wie wir in sozialen Zusammenhängen handeln. Vor allem aber kam es uns beim Lesen immer wieder so vor, als sei alles gar nicht so viel anders als früher, sondern habe sich lediglich aus technischen Gründen neue Austragungsorte und Erscheinigungsformen gesucht.
Wir fassen uns im zweiten Empfehlungsbeitrag des Tages mit der Kommentierung kurz. Der Vorteil für unsere Leser*innen: Sie müssen nur einen etwas längeren Artikel lesen und nicht auch noch so viel von uns wie sonst manchmal. Und wir stellen heute eine Frage. Ist es so und ist es denkbar, dass es so kommt, dass das Soziale (noch mehr) neoliberal wird? Der Spin sollte nicht sein, dass gesund leben und weniger Kosten – weniger ökologische Folgekosten – verursachen, negativ sind, aber es geht um die Ökonomisierung jedweder Beziehung.
Die Logik ist beinahe zwingend: Das Kapital schiebt sich in immer weitere Lebensbereiche vor, verleibt sich ein Element der Daseinsvorsorge nach dem anderen ein und wenn das alles auch nicht mehr zu angemessener Allokation führt, sind irgendwann auch die persönlichen Beziehungen der Menschen dran. Es gibt genügend dystopisches Material, das solche Entwicklungen beinhaltet.
Aber sind wir schon geistig so runtergefahren, dass das so einfach möglich ist? Manchmal geht uns Generalverweigerung ja auch auf die Nerven. In Berlin gibt es einige Menschen mit dieser Einstellung und sie hat bei vielen einen simplen Grund: Man misstraut den Angeboten des Kapitalismus grundsätzlich. Dass dabei auch mal Nützliches den Bach runtergeht, ist der Kollateralschaden einer Haltung, die darauf zielt, sich nicht vereinnahmen zu lassen. Ob das bei näherer Betrachtung immer standhält, ist die zweite Frage, angesichts der Tatsache, dass jeder moderne Technik nutzt. Außerdem hängt vieles davon ab, welche Meinung man in der Diskussion darüber vertritt, inwieweit Altruismus ethisch schön verpackten Egoismus darstellt. Wer dabei eher der zynischen Fraktion zuneigt, für den vollführt der Beitrag von William Davies in „Der Freitag“ ohnehin eine unsinnige Schleife oder geht von einer unzulässigen Prämisse aus.
Am Ende steht jedoch: Man kann sich in den sozialen Medien hemmungslos weiter in Richtung Egoismus und Narzissmus entwickeln – man kann sie aber auch für den Klassenkampf nutzen und der hat für die Angehörigen der unteren Klasse(n) selbstverständlich auch eine auf die eigene Situation bezogene Komponente.
Sofern Letzteres nicht verboten wird. Sollte das der Fall sein, wird sicher ein Untergrund entstehen und es wird zu Alternativen zu den vorhandenen Angeboten kommen. Vieles, was die Wirtschaft sich so denkt, wie sie unsere sozialen Beziehungen in ihrem Sinn steuern möchte, ist in Wirklichkeit Verhandlungssache – also rein in den Streit!
TH
Dossier Kinder, Bildung, Erziehung, Wissenschaft
- Die Exzellenzinitiative und der Großberliner Siegestaumel in Relation zur Weltwirklichkeit (Thomas Hocke, Bildung / Wissenschaft, Der Wahlberliner, Quellen)
- Sicher ist sicher nicht – Eltern verfolgt heute eine fundamentale Angst … (Ursula Wesseler, Rubikon)
Dossier USA
- Mein Leben als Pleite (M. H. Miller, Wirtschaft / Gesellschaft, Der Freitag)
- Werden die USA sozialistisch? (Florian Rötzer, Gesellschaft, Telepolis)
Andere Beiträge
- Willkommen im Club. Optimierung: Politik und Konzerne definieren soziale Kontakte neu. Freundschaften sollen nun bestimmten Zwecken dienen (William Davies, Gesellschaft / Wirtschaft, Der Freitag)
- Steuersenkungen – die mangelnde Weisheit der Wirtschaftsweisen als Ausdruck für ein nahes Ende des Systems (Thomas Hocke, Wirtschaft, Der Wahlberliner, Besprechung FAZ „Chef der Wirtschaftsweisen fordert Steuersenkung“)
- „Die Tea Party lässt grüßen“ (Peter Bach, Wirtschaft, DIE ZEIT)
- Umherschweifen bei den Gelbwesten (Peter Nowak, Telepolis)
- Übers Klima reden alle, aber nicht über Massenentlassungen (Matthias Weik, Marc Friedrich, Telepolis)
- Die Wüste wächst (Georges Hallermayer, Rubikon)
- Auch ein Blog schreiben ist Klimakacke (Umwelt, basierend auf „Aus Scham wird selten Wut“, Nina Scholz, Umwelt, Der Freitag)
- Fachkräftemangel und andere Trigger für eine zünftige Arbeitsmarktdiskussion – am Beispiel eines Telepolis-Artikels
- Das Elend ist beabsichtigt – Eröffnungsvortrag beim Kongress „Gesellschaftliche Spaltungen – Erfahrung von Ungleichheit und Ungerechtigkeit” der Neuen Gesellschaft für Psychologie (Klaus-Jürgen Bruder, Arbeit, Gesellschaft, Rubikon)
- Gibt es für Staatschulden eine obere Schranke? Bernd Murawski, Wirtschaft, Telepolis
- Wir müssen verstehen, dass das kapitalistische System allen schadet. – Interview mit Judith Oeltze vom Gärtnerhof Wanderup
- Wie die Konzerne die Vereinten Nationen unter ihre Kontrolle brachten (Norbert Häring, Geld und mehr)
- Vollversorgt und überbezahlt (Interview mit Hans Herbert von Arnim, Telepolis)
- SUVs: Botschaft von Rücksichtslosigkeit, Herrschsucht und vermeintlicher Überlegenheit (Detlef zum Winkle, Telepolis)
- Werden die USA sozialistisch? (Florian Rötzer, Gesellschaft, Telepolis)
- A Tectonic Shift in German Politics (Matthew D. Rose, Politik / Gesellschaft, Brave New Europe)
- „Alle gegen Alle“, aber bloß nicht: „Arm gegen Reich“ – Wie manche Medien die Gesellschaft aufteilen (Tobias Rieger, Gesellschaft, Nachdenkseiten)
- Vollbremsung – das Auto muss weg (Klaus Gietinger, Umwelt / Wirtschaft, Telepolis)
- Zum Wegwerfen. Warum das Geschäftsmodell der großen Textilkonzerne in die Mülltüte gehört. (Ralf Wurzbacher, Umwelt / Wirtschaft, Nachdenkseiten)
- Was kostet krieg wirklich? (USA: Die Kosten der Kriege gegen den Terror auf Schulden kommen erst noch), Florian Rötzer, Wirtschaft / Krieg und Frieden, Telepolis
- Lehren der Geschichte und Sorgen der Zukunft „Die EU sollte sich ehrlich machen“ (Kiran Klaus Patel, Gesellschaft, Politik, DER SPIEGEL)
- Es gibt keine Klimarettung aus der Portokasse (Norbert Häring, Umwelt, Wirtschaft, Blog Geld und mehr)
- Der Rüstungsrekord (Fred Schmid, Krieg und Frieden, Rubikon)
- Vermögensbegrenzung oder Oligarchie (Jörg Gastmann, Wirtschaft, Telepolis)
- Die Umverteilung von Arm nach Reich durch Zinsen (und Profite) (Jörg Gastmann, Wirtschaft, Telepolis)
- Zivilgesellschaftliche Erklärung zur Nachhaltigkeit (Umweltforum)
- Warum keine Vermögensstatistik stimmt (Jörg Gastmann, Wirtschaft, Telepolis)
- Mehr Demokratie wagen! („Die Pseudo-Demokratie“, Christian Fischer, Gesellschaft, Rubikon)
- „Kurze Vollzeit“ (ATTAC, Wirtschaft / Gesellschaft)
- Wasserstoff als politisch verfemter Energiespender (Originaltitel: „Wir werden verarscht, was das Zeug hält“) (Marcus Klöckner interviewt Timm Koch, Wirtschaft, Nachdenkseiten)
- Elektromobilität hat blutige Hände (Bärbel Weisshaupt, Wirtschaft / Gesellschaft, Blog Haimart)
- Warum Tesla die Welt nicht retten wird (Angelika Seliger, Wirtschaft, Telepolis)
- Was ist Sozialismus? (Ludger Eversmann, Gesellschaft, Telepolis)
- Radikale Verkürzung der Arbeitszeit als Beitrag zum Klimaschutz (Tom Strohschneider, Wirtschaft / Gesellschaft, OXI)
- Haben Menschen ein natürliches Gefühl für Fairness? (Andreas von Westphalen, Gesellschaft, Telepolis)
- Rezo und die Relativierung der Ungleichheit (Julian Bank, Gesellschaft / Wirtschaft, Makronom)
- Mythos Europa (Régis Debray, Gesellschaft, Le Monde diplomatique)
- Entwicklung durch Auswanderung? (Alexander King, Gesellschaft / Wirtschaft, Nachdenkseiten)
- Tag der Lebensmitelverschwendung (Ökologie, Blog Campogeno)
- Der Grund-Konflikt – Enteignungen würden soziales Unrecht bei einer seiner Wurzeln packen (Roland Rottenfußer, Wirtschaft / Gesellschaft, via Rubikon)
- Update: „Der Siegeszug der Wohltätigkeit“ – Bill Gates greift dem SPIEGEL unter die schwachen Arme (Norbert Häring + meedia)
- Der Siegeszug der Wohltätigkeit: Egal ob im globalen Norden oder Süden – private Stiftungen sind Teil des Problems, nicht der Lösung (Linsey McGoey, Wirtschaft / Gesellschaft, Adamag)
- Es geht ums Ganze! Nicht nur Assanges Leben steht auf dem Spiel — auch der Fortbestand der Pressefreiheit und damit ein Grundpfeiler der Demokratie (Jake Johnson, Pressefreiheit, Rubikon)
- Für Irrlichter sich ausbrennen lassen (Bärbel Weisshaupt, Gesellschaft / Arbeit / Wirtschaft, Blog Heimart)
- Linke Kontroverse um Repression in der DDR (Sebastian Bär, Gesellschaft, nd)
- Ein Plädoyer für den gepflegten Streit (Gerhard Kugler, Gesellschaft, Neue Debatte)
- Manning / Assange – Erklärung der ILANA (Gesellschaft, via Augen auf! Und durch …)
- Die soziale Rutschbahn – als Folge falscher globaler Weichenstellungen geht es mit … (Werner Voß, Wirtschaft / Gesellschaft, Rubikon)
- Unternehmen werden zur Sparbüchse der Aktionäre (Norbert Häring, Wirtschaft, Blog Geld und mehr)
- Neues aus den Unterklassen: Panik vor Karlsruher Hartz-IV-Urteil? (Susan Bonath, Gesellschaft, RT Deutsch)
- 21th Century Victorians (Jason Tebbe, Gesellschaft, Jacobin)
- Wider die Mär vom Humankapital (Norbert Häring, Wirtschaft, Blog Geld und mehr)
- 100 Jahre Faschismus: „Mussolinis Terrorschwadronen – vor 100 Jahren wurde mit der Gründung der Fasci di combattimento die Keimzelle des italienischen Faschismus gelegt“ (Gerhard Feldbauer, Geschichte, Junge Welt)
- „Klimareligion – Das erste Buch Greta“ (Jan Fleischhauer, Umwelt & Klima, Der Spiegel)
- „Atlantisch bleiben, europäischer werden“ (Sevim Dagdelen, deutsch-französische Militärpolitik, Spiegel online)
- Gelenkte Kritik: Die Eliten manipulieren unser Denken und Handeln zum Umweltschutz (Susan Bonath, Umwelt & Klima, Telepolis)
- „Instrumentalisierte Ökologie“ (Bärbel Weisshaupt, Umwelt & Klima – Blog Heimart)
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