Die Exzellenzinitiative und der Großberliner Siegestaumel in Relation zur Weltwirklichkeit / #FU #HU #TU #Berlin #Exzellenz #Exzellenzinitiative #Größenwahn #Zwergenwachstum #Forschung #Wissenschaft #Drittmittel

Zuletzt hatten wir uns im Rahmen unserer Empfehlungsserie mit den Steuerzahlern befasst – die unter anderem die staatliche Bildung finanzieren, im Wesentlichen jedenfalls. Wir schrieben auch, dass wir den freien Zugang zur Bildung unbedingt richtig finden. Außerdem sind wir der Ansicht, die Bildungs- und Wissenschaftsanstrengungen müssten erheblich ausgeweitet und qualitativ verbessert werden.

Am 19. Juli wurde bekanntgegeben, dass der Berliner Uni-Verbund, der gemeinsam antrat, um Exzellenz zu beweisen, es geschafft hatte und mit insgesamt 11 Clustern gefördert wird. Wir werden jetzt nicht die Geschichte der Bewerbungen nachzeichnen, weil wir auf etwas anderes hinauswollen.

Etwa zu Beginn der 2000er Jahre, als der Laden namens Deutschland allgemein nicht so gut lief, erkannte man, dass unter anderem die deutsche Bildungssystem nicht mehr das ist, was es mal wahr und mühte sich um Verbeserungen im PISA-Ranking, die Erfolge sind bis jetzt überschaubar. Außerdem war man auf den Trichter gekommen, dass auch Forschung und Wissenschaft irgendwie ein wenig zurückhängen. 2002 erfand man also die Exzelenzinitiative und jetzt, nur 17 Jahre später, ist immerhin der Evaluationsprozess durch alle Stufen gelaufen und es gibt richtig fette Kohle für die darbenden Wissenschaftler*innen.

Ob das dazu führt, dass auch Mitarbeitende im Wissenschaftsbetrieb wieder mit anständigen, vielleicht sogar unbefristeten Verträgen ausgestattet werden? Aber das nur am Rande, denn hauptsächlich geht es um die Forschung an sich. Wir manchen nur ein Recherche, um zu prüfen, was die Exzellenzinitiative wirklich darstellt und gehen von der Prämisse aus, dass überall auf der Welt mit Geld ähnlich effizient umgegangen wird, wenn es in die Forschung fließt und nicht ein paar besonders Schlaue die alchemistische Formel dafür entdeckt haben, wie man aus so gut wie nichts führende Forschung macht.

Wie geht man an den Erfolg des Berliner Univerbunds heran? Man kann es so machen wie der Tagesspiegel und schreiben, Michael Müller, unser Regierender, ist zwar sonst eher ein Fail, aber als Wissenschaftssenator, sein Nebenjob, da ist er einsame Spitze. Eine etwas unausgeglichene Fähigkeitenverteilung, aber egal, bei den Unis geht was.

Heute wirkt Berlin wie verwandelt. Die Hauptstadt wird in einem Atemzug mit Uni-Hochburgen wie Bayern und Baden-Württemberg genannt. Die Hochschul-Chefs anderer Bundesländer schielen neidisch nach Berlin, weil die Unibudgets wieder kontinuierlich wachsen. Infrage stellt das in der Berliner Politik niemand mehr.

Berlin kommt an Bayern heran, sogar mit Geld aus dem Länderfinanzausgleich, also aus Bayern. Da kann man nicht sagen, hier wird in die falsche Richtung investiert, denn wo Bayern ist, ist in Deutschland in der Tat vorne, zumindest die finanzielle Ausstattung betreffend. Und irgendwie gibt Berlin à la Longue vielleicht sogar etwas zurück, wenn es hochwertige, selbsttragende Jobs generiert. Zum Beispiel in Wissenschaft und Forschung und in Startups, die mehr können, als die Verwertungskette des Kapitalismus um ein paar neue Ausbeutungsvarianten zu erweitern. Leider enthält dieser Tagesspiegel-Artikel keine einzige Zahl. Hingegen wird über Zahlen zur Charité und zum Naturkundemuseum geschrieben, die hier gar keine Relevanz haben und außerdem sollte eine Hauptstadt mal ein paar Millionen für ihre Museen übrig haben, die bringen ja auch Touri-Geld ein.

So kann man über etwas, das sich doch vor allem in Zahlen ausdrückt, wohl nur schreiben, wenn man Theaterwissenschaften oder dergleichen studiert hat, aber nicht eines von den Fächern, in denen Forschung auf hohem Niveau erhebliche Mittel verschlingt. Ach ja: 50 neue IT-Professuren gibt es.

Also müssen wir leider diesen Berlin-Selbsthype-Text hinter uns lassen und weiterschauen. Bei der überregionalen Presse, etwa in der FAZ, finden sich erste Anhaltspunkte über die Größenordnungen.

  • Die gesamte Exzellenzinitiative bedeutet eine Ausschüttung von 148 Millionen Euro,
  • zwischen 10 und 15 Millionen Euro pro Uni.

Zur siegreichen Spitzengruppe zählen die Universität Hamburg, die RWTH Aachen, die TU Dresden, der Verbund der drei Berliner Universitäten (Humboldt-Universität, Freie Universität, TU), die Universitäten in Bonn, München, Tübingen, Konstanz, Heidelberg, sowie die TU München und das KIT in Karlsruhe.

Auch das wissen wir nun: Wer hat es geschafft? Auch wichtig:

  • Der Verbund der Universitäten in Berlin wird mit bis zu 25 Millionen Euro im Jahr gefördert.

Wir wollen hier nicht schon werten, aber doch mal ein Vergleich. Für etwa diese Summe werden gegenwärtig im Schnitt drei durchschnittliche oder eher kleinere Mietshäuser pro Jahr „rekommunalisiert“, etwa hier. Sorry für den vielleicht etwas überraschend wirkenden Vergleich, aber es liegt nah, Vergleiche bei den Themen zu suchen, mit denen man sich täglich befasst, für uns laufen diese Zahlen im Kopf immer mit.

Zu dem, was wir oben geschrieben haben, passt das, was z. B. die FU Berlin, deren Fächer uns inhaltlich am nächsten stehen, zu ihren Clustern schreibt:

Folgende Exzellenzcluster der Freien Universität Berlin – als Antragstellerin oder Mitantragstellerin – sind im Forschungswettbewerb Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder eingeworben worden. Die interdisziplinären Forschungsvorhaben werden von Januar 2019 an für sieben Jahre jeweils mit jährlich bis zu zehn Millionen Euro gefördert.

Es folgen nicht weniger als vier Segmente, die etwa, falls das Geld gleich verteilt wird, jährlich etwa 2,5 Millionen Euro pro Einheit bekommen:

MATH+, NeuroCure, Contestations of the Liberal Script (SCRIPTS), Temporal Communities – Doing Literature in a Global Perspective.

Schön, dass es auch mal was Ausgefallenes sein darf und das Spektrum groß ist – aber die Summen pro Einheit? Kann man damit insbesondere im naturwissenschaftlichen Bereich wirklich was reißen? Und vor allem – wie kommt der Berliner Senat auf wesentlich höhere Summen?

Das Fördervolumen beträgt rund 533 Millionen Euro jährlich. Die Länder tragen für die erfolgreichen Anträge ihrer Universitäten eine fünfundzwanzigprozentige Ko-Finanzierung. Das Verfahren ist wettbewerbsorientiert und wissenschaftsgeleitet. Förderbeginn ist 2019.

Ein wesentlicher Teil von des Rätsels Lösung dürfte sein, dass hier nicht nur die Spitzenforschung, sondern zwei weitere Förderungsbereiche einfach mal inkludiert und natürlich nicht nach Fördersummen getrennt aufgeführt werden. Außerdem wird der Berliner Anteil nicht dargestellt an diesen weiteren Förderungsbereichen nicht dargestellt. Das ist eher Desinformation als wenigstens gute One-Way-Kommunikation mit interessierten Bürger*innen. Noch schräger sind die erwähnten 4,6 Milliarden Euro – die tatsächlich über den gesamten Zeitraum von 2005 bis 2017 geflossen sind, bundesweit und für alle Unis und alle anderen Förderbereiche – nicht etwa pro Jahr, für Berlin, für die Spitzenforschung. Wir reden auch über die Vergangenheit.

Wir verlassen also die Darstellung möglichst riesig wirkender Zahlen, halten also unbeirrt fest, dass die Berliner Unis, alle drei, die beteiligt sind (FU, HU, TU), pro Jahr und pro Uni etwa 10 Millionen Euro erhalten, die auf mehrere geförderte Projekte verteilt werden. Umgerechnet ein rekommunalisiertes Mietshaus oder eine bis zwei Wohnetagen pro gefördertem Bereich.

Auch die Wikipedia lässt uns nicht im Stich und belegt zudem in etwas unsere angenommenen und im Fall der FU Berlin von dieser selbst benannten Zahlen bzw. lässt sie sogar eher großzügig bemessen wirken:

Die Exzellenzcluster genannte Förderlinie der Exzellenzinitiative stellt die wissenschaftliche Forschung zu einem weitergefassten Themenkomplex an einem Standort in den Vordergrund und wird mit ca. 6,5 Mio. Euro pro Jahr gefördert. Es geht nicht darum, ein bestimmtes Teilgebiet eines Faches zu bearbeiten, sondern vielmehr 25 hervorragend ausgewiesene Wissenschaftler zu einem Thema von gesellschaftlicher oder wirtschaftlicher Relevanz zusammenzubringen, das gemeinsam bearbeitet wird. Dabei sind strukturelle Auswirkungen auf das organisatorische Gefüge einer Universität ausdrücklich gewollt.

Ah ja, strukturelle Auswirkungen auf das organisatorische Gefüge. Und Spitzenwissenschaftler werden endlich dazu gebracht, sich nicht mehr einzukapseln und überhaupt nicht zu bemerken, was sonst in der Welt fachlich abgeht, sondern werden mit Fördergeldern animiert, endlich zu kooperieren. Gut, dass man solcherlei Rhetorik nicht zu ernst nehmen muss.

Wir überprüfen unsere Zahlen nochmal anhand dessen, was die TU schreibt:

Die vier Berliner Partnerinnen – die Freie Universität Berlin, die Humboldt-Universität zu Berlin, die Technische Universität Berlin und die Charité – Universitätsmedizin Berlin – konnten mit ihrem Antrag „Crossing Boundaries toward an Integrated Research Environment“ in dem hoch kompetitiven Verfahren überzeugen. Ab dem 1. November 2019 erhalten sie dafür bis zu 196 Millionen Euro für zunächst sieben Jahre. Vom Berliner Senat kommen zusätzlich 6 Millionen Euro jährlich über die Einstein Stiftung Berlin zur Unterstützung von Spitzenberufungen und Forschungsprojekten.

Das kommt auch wieder gut hin, denn 196:7 sind etwa 28 Millionen im Jahr. Nur, dass die Charité-Uniklinik plötzlich auch noch dabei ist, die doch eigentlich noch irgendwo extra gefördert werden sollte. Aber der Senat kommt ja nochmal mit 6 Millionen zusätzlich pro Jahr rüber, ein halbes bis zwei Drittel von einem rekommunalisierten Mietshaus kleinerer Ordnung. Okay, kürzlich gab es für das Geld auch ziemlich genau ein ganzes Haus zu retten.

Nachdem wir einigermaßen gesicherte Daten über die Exzellenzinitiative bzw. deren Berliner Anteil im Bereich Spitzenforschung haben, schauen wir uns die Etats der Unis insgesamt noch kurz an.

  • FU (Freie Universität) = 461 Millionen Euro (2017)
  • HU (Humboldt-Universität) = 398 Millionen Euro (2016)
  • TU (Technische Universität) = 535 Millionen Euro (2017)

Der gesamte Berliner Wissenschaftsbetrieb, soweit er sich auf diese drei Unis konzentriert, die auch an der Exzellenzinitiative beteiligt sind, betrug also 2017 etwa 1,4 Milliarden Euro. Durch die Exzellenzinitiative werden also ca. 2 Prozent hinzukommen. Wir halten aber die Contenance aufrecht und fragen uns lediglich, wie viele Ressourcen allein durch die Bewerbungen und deren Koordination draufgegangen sind. Wäre es möglich, dass das Ganze am Ende ein Marketing-Gag war, jedenfalls aber ein Nullsummenspiel? Wir können das nicht belegen, ebensowenig, wie die Unis, der Senat und alle, die an der Berliner Exzellenz gewerkelt haben, genau werden abrechnen können, wie viel Zeit und Geld dafür draufging. Per Saldo wird es hoffentlich wenigstens den geförderten Clustern ein bisschen was bringen, die allgemeine Administration, die damit befasst war, wird zwangsläufig ein Minus einfahren.

Aber man bedenke auch den Werbeeffekt, den das Ganze besonders bei Menschen hat, die es nicht gewöhnt sind, mit Zahlen umzugehen.

Da aber Berlin ja nun den Vergleich mit München nicht mehr zu scheuen braucht, haben wir mal was anderes nachgeschaut. Wo steht eigentlich München international? Eine erste schlechte Nachricht gibt es hier. In diesem Ranking steht keine einzige deutsche Universität auch nur in Europa auf den vorderen Plätzen. Gut, dass die Wertung nicht kontinenteübergreifend ist. Ganz sicher haben sie sich bei dieser Bewertung was gedacht, die Macher des „World Top 20 Projects“. In den USA stehen natürlich die üblichen Verdächtigen vorne, in Europa vier Mal London und einmal die Schweiz. Ideologisch wetterfest ist man auch, in der Karibik wird die Universität von Havanna, Cuba, als die beste angesehen. Jedes Ranking ist anders und hat seine eigenen Spezifika, aber etwas haben wir nicht gefunden und wir können jetzt nicht alle einzelnen Uni-Seiten durchforsten, sofern sie das, was wir suchen, überhaupt darstellen. Nämlich die Forschungsetats.

Also erstmal wieder eins kleiner. Richtig, alle Berliner Unis stehen in Deutschland unter den Top 12, wie gesagt, jedes Ranking ist subjektiv. Die HU immerhin auf Platz 4, aber wo München ist, ist eben doch immer noch vorne.

Nun schauen wir wieder über den Teich, wo immer noch der Gang der Dinge in der Weltforschung bestimmt wird und lesen – anderes Ranking, aber die üblichen Verdächtigen sind natürlich dabei, die Reihenfolge variiert aufgrund anderer Methodik gegenüber der weiter oben gelisteten Übersicht. Wir greifen nur eine Universität heraus, die hier auf Platz 2 gesetzt wird, die UCLA in Kalifornien – weil ihr Forschungsetat gelistet ist:

Each year since the 2009-10 academic year, UCLA has averaged $1 billion in research funding. There are over 350 research labs, centers, and institutes, 290 of these are medical centers, and over 1,800 inventions have come from this research powerhouse. Within this enormous institution, there are plenty of opportunities available for undergraduates to conduct research. Whether it is presenting at a conference, working with faculty, or writing for the Undergraduate Science Journal, undergraduates are a key part of the outstanding research being conducted at UCLA. Research at UCLA has made some of the world’s greatest discoveries, from the invention of the internet, to reporting and classifying the first AIDS case in 1981.

Wir halten also fest, an der UCLA wurde tatsächlich was erfunden und entdeckt. Und der jährliche Forschungsetat beträgt mindestens ca. 900 Millionen Euro. Nicht das Gesamtbudget, wie oben für die Berliner Universitäten ausgewiesen, nur das, was in die Forschung gesteckt wird. Wie anders sollte man auch 350 Laboratorien, 290 davon medizinische Einrichtungen etc. unterhalten? Heraus kamen dabei 1.800 Erfindungen, die natürlich in einer solchen Übersicht nicht qualitativ klassifiziert werden können, aber das Internet ist ja kein Dreck, oder?

Jetzt kommen wir zu einer etwas profunderen Darstellung und wir müssen gestehen, uns ist es eiskalt über den Rücken gelaufen, als wir sahen, mit welchen Summen in den USA operiert wird. Man muss deutsche Unis nicht am Gesamtreichtum von Harvard mit 36 Milliarden Dollar messen, aber man kann ja doch mal die Forschungsetats mit denen deutscher Unis vergleichen, Wir machen es aber kurz:

  • Die elf US-Universitäten mit den größten Forschungsetats liegen alle bei Summen von über einer Milliarde Dollar jährlich – nur fürs Forschen, wohlgemerkt.

In derselben Darstellung lesen wir etwas Unerhörtes: Die HU Berlin kommt auf Rang 16 weltweit, München auf Rang 37. Das hat uns doch überrascht und wir wollen hier überhaupt nicht kleinlich sein und diesen Erfolg verschweigen. Und die TU ist zum Beispiel recht fleißig bei der Drittmittelakquise für die Forschung, was bei einer technischen Uni ja auch eher möglich sein sollte als bei den Geisteswissenschaften. Hier helfen die Deutsche Forschungsgesellschft, die EU und natürlich auch die Wirtschaft mit:

Die Forschungsstärke der Technischen Universität Berlin wird durch den kontinuierlichen Anstieg des  Volumens der Drittmittelausgaben belegt. Seit 2007 haben sich die Drittmittelausgaben von rund 81 Mio. auf 168 Mio. in 2016 mehr als verdoppelt und stabilisieren sich nach einem Peak in 2014 von 178 Mio. auf hohem Niveau.

Wichtigster Mittelgeber in der drittmittelfinanzierten Forschung an der TU Berlin ist mit einem Anteil von ca. 32% der Bund, dicht gefolgt von der Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) mit ca. 29%. Der Anteil der Drittmittel aus der Europäischen Kommission betrug in 2016 noch 16%, der aus der privaten Wirtschaft 14%.

Das ist wenig im Vergleich zu den führenden US-Universtitäten, aber weit mehr, als die meisten deutschen Unis zur Verfügung haben dürften. Außerdem kommt ja noch etwas aus dem regulären Etat hinzu.

Wir machen es jetzt nicht. Die Etats aller wichtigen US-Universitäten mit dem Umfang der deutschen Exzellenzinitiatie vergleichen, heraus käme ein Promille-zu-Eins-Verhältnis. Wer die deutsche Exzellenzinitiative als etwas Herausragendes ansieht, der hat für uns vor allem eins bewiesen: Dass er von den Anforderungen, die Exzellenz stellt, nichts versteht. Allein, um auf dem wegweisenden Forschungsgebiet der KI vorne dabei zu sein und vielleicht auch den ethischen Gang der KI mitbestimmen zu können, müsste jedes Jahr ein zweistelliger Milliardenbetrag aufgewendet werden.

Selbstverständlich kann Deutschland heute nicht mehr mit den USA oder den asiatischen Ländern im Ganzen mithalten. Um qualitativ zu bestehen, müsste man sich also auf wenige Zukunftsfelder, die man auch im Sinn der Nachhaltigkeit als besonders wichtig identifiziert hat, konzentrieren.

Doch wer hat in diesem Land, das von einer ausgewiesenen Antistrategin geführt wird, dafür eine Strategie, wenigstens diese Felder festzulegen und die Kräfte auf deren Beackerung hin zu bündeln?

Kooperation ist noch keine Vision. Clustern noch keine Strategie. Föderalismus nur dann ein Beweis von Vielfalt, wenn nicht überall mehr oder weniger das Gleiche in vielfacher Ausfertigung erarbeitet wird, sondern man Stärken so evaluiert und einsetzt, dass ein Powerhouse entsteht, in das jeder das Beste von sich einbringen kann. Vielleicht würde dazu auch gehören, solche Marketing-Instrumente wie eine mit eher symbolischen Mitteln ausgestattete Exzellenzstrategie zu hinterfragen, festzustellen, das ist typisches Zwergen-Mimimi in einer Welt der gigantischen Wissenschaftsinstitute und den Aufwand für die Sicherung des Dabeiseins lieber – genau – in die Forschung stecken.

Übrigens, die 10 größten US-Unis nach Forschungsetats könnten mit der Stiftung eines einzigen Jahresetats die gesamte Berliner Initiative „DWenteignen“ und den Kauf von 230.000 Wohnungen sponsern. Exzellenzstrategie für Berlin jährlich: ca. 100 Wohnungen. Das Kleinteilige kann ja auch sehr charmant sein. Aber nicht, wenn man forschungsmäßig auf Weltgeltung abzielt.

Dann ist es einfach nur lächerlich.

© 2019 Der Wahlberliner, Thomas Hocke

Dossier Kinder, Bildung, Erziehung, Wissenschaft

  • Die Exzellenzinitiative und der Großberliner Siegestaumel in Relation zur Weltwirklichkeit (Thomas Hocke, Bildung / Wissenschaft, Der Wahlberliner, Quellen)
  • Sicher ist sicher nicht – Eltern verfolgt heute eine fundamentale Angst … (Ursula Wesseler, Rubikon)

Dossier USA

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